Warnsysteme in Frankfurt im Katastrophenfall

Fechenheim schmiegt sich sanft in den Mainbogen. Das Leben am Fluss mit reicher Natur gehört zu den großen Vorzügen des Stadtteils im Frankfurter Osten. Doch die schweren Zerstörungen durch die Starkregen, insbesondere an der Ahr und der Erft im Westen der Republik, haben für uns Flussbewohner den Blick auf mögliche Gefahren gelenkt. Und auf die Frage, ob eigentlich rechtzeitig eine Warnung eintreffen würde. Die Stadt Frankfurt hat dazu eine Erklärung herausgegeben, die wir hiermit veröffentlichen.

Nach den aktuellen Hochwasserereignissen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz stellen sich Menschen an vielen Orten in Deutschland die Frage, was wäre, wenn so etwas an meinem Wohnort passiert? Wie steht es mit der Warninfrastruktur in meiner Stadt? Sicher fragen sich auch viele Frankfurterinnen und Frankfurter, ob sie im Katastrophenfall eine Warnung rechtzeitig erreichen würde.

Sirenen sind als Bestandteil der Warninfrastruktur unerlässlich

Die Antwort darauf ist, dass Bevölkerungswarnung heute ein System mit mehreren, sich ergänzenden Warn-Kanälen ist. Eine davon kann ein flächendeckendes Sirenennetz sein — und dies wäre nach Ansicht der Feuerwehr Frankfurt auch das sinnvolle Ausbauziel der lokalen Warninfrastruktur. Sirenen haben wie derzeit kein anderes Medium in besonders zeitkritischen Gefahrensituationen oder Ereignissen spät in der Nacht einen wirksamen und flächendeckenden Weck-Effekt.

Ein solches Netz ist in Frankfurt angedacht und in Teilen bereits vorbereitet. Bis dieses stehe, funktioniere Bevölkerungswarnung in Frankfurt aber auch so äußerst eingespielt und zuverlässig, erklärt Sicherheitsdezernent Markus Frank: „Das zeigt nicht zuletzt die jüngere Vergangenheit. Bei der letzten Bombenentschärfung im Nordend, die ohne Verzug erfolgen musste, konnten innerhalb weniger Stunden 25.000 Anwohner mit der Warnung erreicht und evakuiert werden.“


Apps und Medien als sinnvolle Ergänzung

Zur Warninfrastruktur gehören grundsätzlich immer mehrere Kanäle, die lageabhängig zusammenspielen: Warnungen und Gefahreninformation erfolgen über Warn-Apps, die Social-Media-Kanäle der Feuerwehr — verbreitet zusätzlich über die Kanäle von Frankfurt.de — sowie Pressemeldungen, über regionale Radio- und Fernsehsender, die Webseite der Feuerwehr, Hauswurfsendungen, und wenn nötig auch mittels Lautsprecherdurchsagen von Fahrzeugen aus. Die Branddirektion empfiehlt seit vielen Jahren Frankfurterinnen und Frankfurtern, sich mit der NINA-Warn-App auszustatten. Sirenen würden das bestehende System sinnvoll ergänzen.

Bereits Ende 2017 wurde deshalb von der Branddirektion eine Machbarkeitsanalyse und Kostenschätzung zur flächendeckenden Nachrüstung mit Sirenen vorgelegt (Magistratsbericht B415/2017). Die Kosten wurden damals auf etwa fünf Millionen Euro geschätzt. Es wurde außerdem ein Kommunikationskonzept erarbeitet, denn eine Sirenenauslösung bringt sofort einen hohen Informationsbedarf der Bevölkerung mit sich. Wenn dieser nicht über andere Kanäle schnell gedeckt wird, kommt es zu einer kritischen Belastung der Notrufsysteme, da erfahrungsgemäß dann viele Menschen die 112 oder die 110 anrufen.

Modulares Warnsystem MoWaS

Im vergangenen Jahr wurde eine Auslösestelle für das Modulare Warnsystem des Bundes (MoWaS) in der Leitstelle der Feuerwehr installiert. Ein umfassender Einsatzplan und Schulungsmaßnahmen sind in Umsetzung. Die Branddirektion befasst sich auch mit der Frage, wie eine Warnmeldung formuliert sein muss, damit Menschen handeln. Nötige Personalstellen wurden beantragt. MoWaS dient als Hintergrund-Technologie für sämtliche Warn-Kanäle: Öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten und Apps werden angesteuert, in Frankfurt künftig auch die Infoscreens an den Gleisen der Haupt- und Konstablerwache. Sirenen können ebenso direkt mittels MoWaS ausgelöst werden.

Auswertung der letzten Ereignisse noch nicht abgeschlossen

Welche Schlüsse aus der Hochwasser-Lage im Westen Deutschlands und den zuvor erfolgten oder nicht erfolgten Bevölkerungswarnungen zu ziehen sind, ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu sagen. Auch die Feuerwehr Frankfurt befindet sich mit Einsatzkräften noch in der akuten Nothilfe vor Ort. Die Ereignisse sind noch nicht ausgewertet, weshalb eine seriöse Bewertung im Moment nicht möglich ist. Was man aber sagen kann, ist, dass die aktuellen Ereignisse deutlich gemacht haben, wie wichtig das Thema Warnung ist, und sie bestätigen die Auffassung der Branddirektion, dass Sirenen ein unverzichtbarer Teil der Warninfrastruktur sind.

Für den Aufbau eines Sirenennetzes sind umfangreiche Finanzierungs- und Projektmaßnahmen notwendig. Hierfür müssen Mittel und Ressourcen zur Verfügung stehen. Die Branddirektion beabsichtigt, die nötigen Beschlussvorlagen mit Priorität in den Parlamentarischen Geschäftsgang zu geben.

Quelle: Pressemitteilung der Stadt Frankfurt
Bildnachweis: Adobe Stock (Headerbild)

2 Gedanken zu „Warnsysteme in Frankfurt im Katastrophenfall“

  1. Der frühere Chef der Feuerwehr Frankfurt hatte ein System zur Verfügung, welches der Feuerwehr Frankfurt kostenlos zur Verfügung gestellt wurde. Das ist schon 10 Jahre her. Es heißt KATWARN und war vom Fraunhofer Institut. Die Feuerwehr sagte damals wortwörtlich bei einer Anhörung zu einem SPD-Antrag dieses System bitte zu nutzen, in der Ortsbeiratssitzung des Ortsbeirats 11 :

    Wir haben Streifenwagen und Fahrzeuge mit Lautsprechern die durch die Stadtteile fahren können und die Menschen informieren können. Außerdem hat noch lange nicht jeder ein Mobiltelefon, sodas man sich darauf nicht verlassen kann.

    Damit war die Testphase für die Frankfurter Feuerwehr beendet. Vorher gab es allerdings zwei eklatante Fehler der Bedienung durch die Feuerwehr.

    Einmal brannte ein Gefahrguttransporter an der Schäfflestraße im Riederwald und man sendete SMS an alle Handys ins Gebiet Hattersheim, weil man die Postleitzahl vertauscht hatte. Das führte zu großen Irritationen bei der Bevölkerung, weil die Nachricht natürlich dort gar nicht passte und die Zentrale sich vor Anrufen gar nicht mehr retten konnte.
    Danach sendete man nochmals SMS an die richtige Postleitzahl und beendete die Warnung . Was natürlich noch einmal erneut große Fragezeichen auslöste bei der Bevölkerung im Riederwald. Erneut kamen viele fragende Anrufe bei der Feuerwehr an.

    Heute sind KATWARN und ähnliche Systeme ein Standard in der Welt. Nur Frankfurt kauft lieber für 5 Mio.€ Sirenen und der Rest der Welt warnt lieber mit SMS direkt auf das Handy, zielgerichtet schnell und informativ in akut betroffenen Gebieten.

    Nur meine persönliche Meinung zu den kompetenten Entscheidungen.

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