Armin Burger-Adler

Schnell noch mal die Welt retten – Erinnerung an Armin Burger-Adler

Mein letztes Gespräch mit Armin Burger-Adler war gegen Ende September. Er rief mich an, weil er unbedingt noch zwei Artikel für den mainkur:ier schreiben wollte, …hinterher, sobald er seine nächste Krankenhausbehandlung überstanden hätte. Einer der Artikel sollte das geplante Friedfeld auf dem Fechenheimer Friedhof thematisieren. Armin hatte sich dafür im letzten Jahr stark gemacht, unter anderem auch in einem Artikel in dieser Zeitung.

Er hat es nicht mehr geschafft. Am 19. Oktober starb er zu Hause nach einer schweren Krankheit. Der Wunsch nach einer Beerdigung auf einem Friedfeld blieb unerfüllt, da diese neue Bestattungsform erst nächstes Jahr auf dem Friedhof Fechenheim ermöglicht werden soll.

Persönlich kennengelernt haben wir uns vor ungefähr drei Jahren, als ich gerade anfing, mich mit Webdesign zu beschäftigen. Natürlich hatte er davon Wind bekommen, Armin war ein grandioser Netzwerker. Begeistern konnte er auch: es hat nicht sehr lange gedauert, bis er mich überzeugt hatte, den Internetauftritt des Vereins „Zukunft Fechenheim“ zu gestalten, dessen Vorsitzender er seit 2016 war. Es war eine seiner Stärken, andere mit immer neuen Ideen zu motivieren, für den Stadtteil aktiv zu werden.

Ich spreche mit Werner Scholz, Gründungsmitglied des Vereins und damals erster Vorsitzender, darüber, was Armin Burger-Adler für Fechenheim bedeutet hat.

„Armin war von Tag eins der Gründung des Vereins „Zukunft Fechenheim“ im Jahr 2011/2012 sehr aktiv. Der Verein hatte sich damals aus der Bürgerinitiative gegen das Braunkohlestaubkraftwerk gegründet, um weitere Bürgeraktionen für den Stadtteil voranzubringen“, erzählt er. Nachdem der Hessische Verwaltungsgerichtshof die Berufung von BUND und Fechenheimer Bürgern gegen den Zulassungsbescheid des Regierungspräsidium Darmstadt zurückgewiesen hatte, gab es viele neue Schwerpunkte bei den Aktivitäten des Vereins. Armin Burger-Adler war engagiert gegen die Lagerung alter Bahngleise mit chemischen Ausdünstungen auf dem Cassellagelände, aber auch oft im Hintergrund bei der Lösung von manchmal auch zwischenmenschlichen Konflikten im Stadtteil.

„Armin und ich haben gut im Team zusammengearbeitet“, erzählt Werner Scholz, „Bei einem Nachbarschaftskonflikt in der Leo-Gans-Straße haben wir es geschafft, alle Beteiligten an einen Tisch zu bringen und konnten so eine Lösung erarbeiten“. Burger-Adlers Stärke sei es gewesen, sehr gut zuzuhören und erst nach dem Sammeln aller Fakten eine Lösung vorzuschlagen. Auch bei einem Konflikt zwischen der Stadt Frankfurt und der TSG über einen Erbschaftsvertrag half er, eine Lösung herbeizuführen. Auch ich hatte die Erfahrung gemacht, dass sich Armin in der Diskussion um die Verlegung des Fechenheimer Polizeireviers letzten Jahres, nicht von primär emotionalen Argumenten einiger aufgebrachter Fechenheimer überzeugen ließ, sondern sich intensiv mit den existierenden Fakten beschäftigte.  

Dem Bild des bedächtigen Mediators wird Armin aber nur unzureichend gerecht. Er war ein leidenschaftlicher Ideengenerator. Werner Scholz und ich sind uns einig, dass ein Anruf von Armin selten unter einer Stunde ablief. Dabei konnte es um die Idee einer Online-Plattform für Fechenheimer Lieferservices, ein Konzept für eine digitale Müllvermeidungs-App oder einen neuen Plan gehen, die Abwärme des neuen Rechenzentrums auf dem Neckermanngelände für die Produktion der Allessa GmbH zu nutzen (und damit doch noch das Braunkohlestaubkraftwerk abschalten zu können).

Die Rollen in diesen Diskussionen waren meistens sehr ungleich verteilt:  hier Armin als gnadenloser optimistischer Idealist, dort sein Gegenüber dazu verdonnert, ihn ein wenig auf die Erde zurückzuholen. Spaß gemacht hat es trotzdem und anregend war es allemal.

Auch das war ihm wichtig: eine gute Atmosphäre zu schaffen, das Leben zu genießen und mit Freunden zu feiern.  

Ich würde mir gerne vorstellen, dass er all das weitertreibt – mit Petrus über neue Einwanderungsquoten für den Himmel diskutieren, die Energieeffizienz von Sternschnuppen in Frage stellen und für die Weihnachtsaison eine neue Engelband zusammenstellen, mit Charly Watts als Schlagzeuger. Ohne Frage.

4 Gedanken zu „Schnell noch mal die Welt retten – Erinnerung an Armin Burger-Adler“

  1. Danke , Brigitte, Danke Werner Scholz – Armin wird mit diesem Nachruf wieder lebendig – in all seinen Facetten. Mir ist fast so, als käme er gleich zur Tür des Nachbarschaftsbüros herein. Natürlich mit einer neuen Idee.

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