Nähen macht glücklich

Daran, dass Nähen glücklich macht, haben rund  80 Fechenheimer Frauen keinen Zweifel mehr, die an den insgesamt 16 Nähworkshops unter Leitung von Dipl. Ing. für Bekleidungstechnik Heidrun Gabriel teilgenommen hatten! Möglich gemacht wurde diese Beglückung durch viele günstige Faktoren und vor allem durch engagierte Frauen im Stadtteil.

Zunächst einmal gab und gibt es da diesen Nebenraum in der Samt & Sonders Secondhand-Boutique in Alt Fechenheim 77, der nach Gestaltung und Verwendung verlangte. Verena Schlossarek, die Leiterin des Sozialkaufhauses Familien-Markt und der gemeinnützigen Secondhand-Boutique Samt & Sonders in Fechenheim, hatte schon länger die Idee, daraus eine Kreativwerkstatt zu machen.

Und dann wurde Ende 2022 der Corona-Aktionsplan der Stadt Frankfurt am Main bekannt gegeben, der zum Ziel hatte, „die Tragweite der sozialen und bildungspolitischen Corona-Folgen abzumildern, Benachteiligung zu reduzieren und bedarfsgerechte Unterstützungsangebote zu konzipieren“.  Das Projekt „Näh-Workshops für Frauen“ erfüllte die Anforderung, „Projekte und Maßnahmen zu verwirklichen, die geeignet sind, die Auswirkungen der Corona Pandemie für die Bürger:innen der Stadt Frankfurt abzumildern“.  Da Kommunikation, zwischenmenschliche Begegnungen und die Vermittlung handwerklicher Fertigkeiten gefördert werden sollten, bekam das interkulturelle Projekt, das zusammen mit dem Frauencafé und dem Quartiersmanagement auf den Weg gebracht wurde,  die notwendige finanzielle städtische Unterstützung.

Nun konnten Nähmaschinen, Stoffe und alle nötigen Hilfsmittel angeschafft werden und bis Dezember 2023 insgesamt 16 Nähworkshops stattfinden, an denen zu einem unschlagbar günstigen Kursbeitrag in Höhe von 10 € je Workshop teilgenommen werden konnte. Frauen aus unterschiedlichsten Nationen und jeden Alters kamen zusammen und fanden in der Gemeinschaft immer mehr Freude und Kompetenz beim Nähen.

Geleitet wurden die Nähworkshops von Dipl. Ing. Heidrun Gabriel, die als Diplom-Ingenieurin für Bekleidungstechnik eine hochqualifizierte Fachfrau ist. Sie ist in Fechenheim geboren und weithin bekannt als Inhaberin des angesehenen Modeinstituts Gabriel und als fachliche Leiterin vieler verschiedener Projekte im Stadtteil, die sie zusammen mit Vereinen oder anderen Organisationen initiiert hatte.

Wie sie selbst sagt, war sie sofort begeistert von der Projektidee und nahm das Angebot von Verena Schlossarek gerne an, auch für dieses Projekt die fachliche Leitung zu übernehmen. Außerdem, so fügt sie heiter hinzu, hätte sie so wieder einmal als überzeugte Fechenheimerin ihrem Lokalpatriotismus frönen können. Dass sie zudem viel Spaß am Nähen und am Entwickeln kreativer Ideen für immer wieder neue Nähstücke hat, braucht nicht extra betont zu werden; das haben alle in den Workshops deutlich wahrnehmen können.

Zu Beginn eines jeden Nähworkshops war es natürlich erst einmal nötig, mit der Nähmaschine vertraut zu werden. Manch eine Anfängerin hatte fast so was wie Angst vor dieser geheimnisvollen Maschine – Horrorvorstellungen wie Finger am Stoff festzunähen oder kostbare Stoffe zu verhunzen, mögen da beängstigende Bilder im Hirn produziert haben.

Obwohl es auf der Nähmaschine genau und leicht nachvollziehbar aufgezeichnet ist, welche Wege der Faden beim Einfädeln nehmen soll, damit die Nähte gelingen, kam manch eine Erst-Näherin ins Schwitzen und verhedderte eben diesen Faden. Eine erste selbst genähte Probenaht ließ sehr schnell erkennen, ob die technischen Bedürfnisse der Nähmaschine und die Einfädeltechnik der Bedienerin übereinstimmten.

Zur allgemeinen Erheiterung kam dann Heidrun Gabriels Aufforderung, jetzt den „Nähmaschinen-Führerschein“ zu machen: Auf Vlies aufgezeichnete Linien mussten möglichst akkurat nachgenäht werden, um die Stoffführung zu üben. Keiner der Teilnehmerinnen wurde diese Näherlaubnis verweigert – auch wenn die eine oder andere Naht ein bisschen krumm geraten sein mochte. Dafür gab es ja ausreichend Zeit zum Üben und um es immer besser zu machen.

Und dann konnte es losgehen: Eine große Auswahl an Stoffen stand zur Verfügung, aus der ausgewählt werden konnte – ganz nach eigenem Geschmack und nach geplantem Nähstück. Als erstes Werk stand das Nadelkissen auf dem Plan, dann folgten Handytaschen, Beutel, Kissenbezüge, Mützen, Schals und vieles mehr.

Dabei muss auch Heidrun Gabriels pädagogisches Talent hervorgehoben werden: Alle Teilnehmerinnen sind sich einig, dass sie auf unvergleichliche Weise Begeisterung und Ermutigung für das Erschaffen kreativer Werke an der Nähmaschine wecken konnte. Jede Teilnehmerin wurde von ihr da abgeholt, wo sie von ihrem Können her stand. Mit Humor und Geduld ging sie mit den unterschiedlichen Temperamenten um, ermutigte die Zögerlichen, bremste die allzu Ungeduldigen und schuf so in jedem Workshop immer wieder neu ein Klima, in dem alle gut und auch gerne Neues erlernen konnten.

Es gab nie harsche Kritik, kein lautes Wort; mit unendlicher Geduld erklärte sie auch die einfachsten Schritte – manchmal mehrmals. Nur ein Aufschrei ertönte ab und zu: „KEINE NADELN IN DEN MUND! Immer nur ins Nadelkissen!“ War nicht geschimpft, war nur fürsorgliche Gefahrenabwehr.

Heidrun Gabriels erklärtes Ziel war es, dass jede der teilnehmenden Frauen sich gut aufgehoben fühlen konnte in dem Workshop und stolz und glücklich mit dem selbst genähten Werk nachhause gehen konnte. Das ist in jedem Fall gelungen! Und gleichzeitig wurde der Bezug zur eigenen Kreativität gefördert und dazu ermutigt, die auch zu nutzen. Das Nähen fördert ja außerdem innere Ruhe, Achtsamkeit und Genauigkeit – ein gutes Gegenprogramm zu der Neigung, in großer Hektik viel produzieren zu müssen.

Im praktischen Umgang mit den Stoffen wurde darüber hinaus jeder der Frauen bewusst, dass auch noch das kleinste Stück Stoff für die Umsetzung einer kreativen Idee genutzt werden kann. So entwickelte sich große Achtsamkeit bei der Auswahl und dem Zuschneiden der Stoffe.

Bei der Finissage am 14.12.2023 wurden einige Werke aus den Workshops gezeigt, manche nur als Fotos, denn viele der kreativen Nähstücke waren schon zu Geschenken geworden.

Da sich fast alle Teilnehmerinnen und auch die Initiatorinnen eine Fortsetzung des Kreativ-Workshops wünschen, wurden Ideen gesammelt, wie es weitergehen könnte mit der Kreativwerkstatt in der Samt & Sonders Secondhand-Boutique der Diakonie Frankfurt und Offenbach und der Näh-Begeisterung der Fechenheimerinnen. Wir dürfen gespannt sein auf die Auswertung und Umsetzung.

1 Gedanke zu „Nähen macht glücklich“

  1. Schönen guten Tag!
    Ich und meine Kollegin waren hell begeistert als wir erfahren haben das man für gerade 10 euro 3 Kurse ausprobieren könnte, neue Tricks kennen zu lernen und kreative Ideen umzusetzen. Vor allem vielen lieben Dank für ganz viel Geduld von der Seite einer erfahrenen hochqualifizierte Fachfrau Heidrun Gabriels.
    Mfg Claudia Solarz

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