KUBI – gemeinsam für Vielfalt und Integration

Wer in Fechenheim nicht gerade Kinder hat, die die Freiligrathschule, die Schule am Mainbogen oder die Konrad-Haenisch-Schule besuchen, und sich auch nicht professionell mit Gemeinwesenarbeit im Stadtteil beschäftigt, dem ist der Name „KUBI“ vielleicht zum ersten Mal im Zusammenhang mit den beiden Impfaktionen in diesem Winter begegnet. Es lohnt sich aber, mehr über die Arbeit des Vereins zu erfahren, der auf einem Gebiet arbeitet, das Fechenheim (auch) ausmacht: die soziale und kulturelle Integration von Kindern aus Einwandererfamilien.

Fechenheim ist Einwanderungsstadtteil

In Frankfurt hat Fechenheim mit 70% einen der höchsten Anteile an Menschen mit Migrationshintergrund. Im Vergleich: Stadtweit sind es laut Sozialmonitoring von 2019 54,1%. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen aus Migrantenfamilien unter 18 Jahren beträgt in Fechenheim 87%, in ganz Frankfurt 71.8%.
Kinder aus Einwandererfamilien sind mehr als doppelt so häufig wie der Durchschnitt von Armut bedroht und besuchen seltener das Gymnasium. Sie leben häufiger in beengten Wohnverhältnissen, und ihre Eltern können sie oft nicht bei schulischen Anforderungen unterstützen. Während der Coronakrise waren sie deshalb noch mehr als alle anderen Schüler auf Unterstützung auch von außerhalb der Familie angewiesen.

Wer ist und was macht „KUBI“?

KUBI“ steht für „Gesellschaft für Kultur und Bildung gGmbH“, wurde 1993 als Verein gemeinsam von Türken und Deutschen in Frankfurt gegründet und arbeitet seitdem in vielfältigen Projekten daran, die schulischen und beruflichen Integrationschancen von jungen Menschen gleich welcher Herkunft zu verbessern. Seit 2021 ist KUBI eine gemeinnützige GmbH (gGmbH) und beschäftigt mittlerweile mehr als 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus über 16 Herkunftsländern. Im Jahr 2002 wurde das Engagement von KUBI vom Bundespräsidenten mit der Urkunde „Besondere Anerkennung für vorbildliches Engagement bei der Integration von Zuwanderern in der Bundesrepublik Deutschland“ und 2006 mit dem Integrationspreis der Stadt Frankfurt gewürdigt.

In Fechenheim schon lange aktiv

In Fechenheim ist KUBI schon seit 2007 in der Freiligrathschule aktiv. Dort, wie inzwischen auch an der Schule am Mainbogen und der Konrad-Haenisch-Schule, setzt der Verein das städtische Programm „Jugendhilfe in der Schule/Grundschule“ um. Vom Eintritt in die Grundschule an werden Kinder in der neuen Schulumgebung willkommen geheißen. Einen Raum zum „Träumen, Erfahren und Erleben“ bietet zum Beispiel die Gruppe „Sternpiloten“, die im letzten Winter das Büro des Quartiersmanagements weihnachtlich dekoriert hat.

Darüber hinaus gibt es Angebote für Freizeitaktivitäten, Workshops und individuelle Beratung von Schülern, Eltern und Lehrern.
Die Coronapandemie hat in den vergangenen zwei Jahren die Arbeit mit den Kindern erheblich erschwert, aber nicht verhindert. Mit sehr kreativen Aktionen haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des KUBI Kontakt zu Kindern während der Zeiten der Schulschließungen gehalten. An der Freiligrathschule wurden zum Beispiel während des ersten Lockdowns Kinder dazu angeregt, ihren persönlichen Regenbogen zu malen. 150 Kinder beteiligten sich an der Aktion. Die Kunstwerke wurden laminiert und am Zaun des Schulgeländes ausgestellt.

Viel Arbeit und Energie wurde auch in Online-Angebote für Kinder gesteckt. Von „Mitmachmachheften“ mit Rezept- und Spielideen in den Winterferien über Sport-, Bewegungs- und Musikvideos bis zu Bastelideen: Kinder können sich hier Freizeitaktivitäten aussuchen, die ihnen am meisten Spaß machen.

Kinder haben unter den Coronamaßnahmen besonders gelitten

Das soll allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass all diese Angebote nicht den persönlichen Kontakt zu den Kindern ersetzen können, der für die Arbeit von KUBI so wichtig ist. Einige Kinder fielen während der Coronaschließungen völlig aus der Betreuung heraus, weil in der Familie schlichtweg kein Internetzugang oder keine angemessenen Endgeräte zur Verfügung standen. Als Konsequenz waren nach der teilweisen Wiedereröffnung der Angebote erhöhte Aggression unter den Kindern und häufigere psychische Auffälligkeiten als Reaktion auf Familienstress und Isolation zu spüren. Die Themen Konfliktkompetenz und gewaltfreie Kommunikation stehen deshalb ganz oben auf der Agenda und werden gemeinsam mit den Lehrern in den Klassenverbänden während Präventionswochen in Rollenspielen bearbeitet.

Unterstützung für den Übergang in den Beruf

In der Schule am Mainbogen bietet KUBI zwei Projekte an, die Jugendlichen den Übergang in das Berufsleben erleichtern sollen.
Hinter der Abkürzung “PoHS” verbirgt sich „Praxisorientierte Hauptschule“. Das Programm ermöglicht Jugendlichen den Beruf des Kochs kennenzulernen unter Anleitung des KUBI-Mitarbeiters Kai Söltner, selbst ehemaliger Koch. Neben dem praktischen Umgang mit frischen Lebensmitteln lernen sie strukturierte Arbeitsabläufe kennen, sowie die Anwendung von Hygienevorschriften und viel über gesunde Ernährung. Während des Coronalockdowns wurde die Gruppe online weitergeführt.

Der Name PUSCH (Praxis und Schule) drückt ganz gut aus, was in diesem Programm erreicht werden soll: Jugendlichen, deren Hauptschulabschluss gefährdet ist, werden in gesonderten Lerngruppen zusätzliche Beratungs- und Hilfsmöglichkeiten an die Hand gegeben, um Ausbildungsreife zu erlangen. Mit zwei festen Praktikumstagen in einem Betrieb hat dieses Programm einen hohen Praxisanteil und bietet den Jugendlichen somit die Chance auf einen Ausbildungsplatz.

Auch Eltern brauchen Hilfe

Die Unterstützung der Eltern von Grundschulkindern ist Ziel eines der neueren Projekte von KUBI. Nicht zuletzt wegen Sprachschwierigkeiten scheuen sich neu hinzugezogene Eltern häufig, sich aktiv am Schulgeschehen zu beteiligen und damit den Schulerfolg ihrer Kinder zu unterstützen. In den schulischen Mitbestimmungsgremien sind sie häufig unterrepräsentiert.

Das von KUBI konzipierte Projekt „Partizipative Elternstärkung in der Bildungsregion Ost“ (PEB), hat zum Ziel, die Teilhabe der Eltern in der Grundschule zu fördern, Beratung und Information über unser Bildungssystem zu vermitteln und Workshops nach Wünschen der Eltern zu gestalten. Dieses Projekt wird vom „Hessischen Kompetenzzentrum Gegen Extremismus“ gefördert.

„Wir konnten auch schon in Konflikten zwischen Schule und Familie eine wichtige Vermittlerrolle einnehmen“ sagt Yeliz Karataz, eine der Projektleiterinnen, im Gespräch. „Wir haben eine wichtige Netzwerkfunktion im Stadtteil und arbeiten eng mit städtischen Sozialarbeitern, Lehrerinnen, den eigenen KUBI-Kolleginnen und auch gut mit der türkischen Moscheegemeinde zusammen.“

Geplante Aktionen sind unter anderem – auf Wunsch der Eltern – ein Workshop zum Thema Medienkompetenz und ein Stadtteilspaziergang zu „Angstorten“, Orte im Stadtteil, die man lieber meidet, weil es dort schlechte Erfahrungen gegeben hat. „Gerade jetzt startet auch unser Elterncafé in der Freiligrathschule. Hoffentlich kommen viele Eltern, für Corona-Schutzmaßnahmen haben wir natürlich gesorgt.“

Diesem Wunsch schließt sich die Autorin an und wünscht dem Projekt viel Erfolg!

Bildrechte: © KUBI gGmbH

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