Friedfeld auf dem Friedhof Bornheim

Friedfeld für Fechenheim

Mit Anfang 20 steht für die meisten Menschen (hoffentlich) die Frage im Vordergrund: wie will ich leben? In den 60ern angekommen, kommt für viele die Frage hinzu: wie will ich sterben? Es kann sein, dass eine eigene schwere Krankheit an die Endlichkeit des Lebens auf der Erde erinnert oder die Erfahrung, dass immer mehr Menschen aus dem näheren Freundes- und Bekanntenkreis sterben.

Fechenheimer zur Friedhofskultur

Die Besuche auf Friedhöfen werden häufiger, nicht nur zu Beerdigungen, und mit ihnen die Frage, wie man denn selbst einmal begraben werden möchte.

Dazu Armin Burger-Adler aus Fechenheim:
„Ich laufe gar nicht so selten bei meinen Spaziergängen über den Fechenheimer Friedhof. Manchmal, wenn mich mal wieder die Politik in unserem Stadtteil bewegt, gehe ich zum Grab einer guten Freundin, mit der ich oft zusammen darüber gestritten habe, wie wir was im Stadtteil zum Besseren wenden können. Dann ist für mich der Friedhof ein Platz zum Nachdenken und Durchschnauben. Und selbstverständlich haben meine Frau und ich schon darüber gesprochen, dass unsere Urnen natürlich auf dem Fechenheimer Friedhof ihren Platz finden sollen.“

Gemischte Gefühle entstehen angesichts nicht mehr gepflegter, manchmal eingesunkener, vor der offiziellen Ablaufzeit aufgegebener Gräber. Aber auch die Erfahrung mit den eigenen Familiengräbern, die, manchmal hunderte Kilometer entfernt, irgendwie versorgt werden müssen, bringt uns zum Nachdenken: Wer kümmert sich irgendwann um mein Grab?.
Und was ist, wenn wir keine Nachkommen (mehr) haben?

Auch heute schon gibt es die Möglichkeit, einen Dauergrabpflegevertrag für individuelle Gräber mit dem lokalen Friedhofgärtner zu vereinbaren. Die Kosten dafür liegen laut der Genossenschaft der Frankfurter Friedhofsgärtner zwischen 80 € bis 200 € pro Jahr für ein Urnengrab in Abhängigkeit von Laufzeit und der gewünschten Pflegestufe. Sie werden bei Abschluss des Vertrags in einer Summe bezahlt und von der Genossenschaft treuhänderisch verwaltet.

Dem Ehepaar Grebe aus Fechenheim reicht das nicht:
„Für uns ist ein Friedhof mehr als eine Ansammlung von Einzelgräbern. Wir lieben Friedhöfe, die wie eine Parklandschaft gestaltet sind und Ruhe- und Rückzugsmöglichkeiten in einer immer hektischeren und schnelllebigen Zeit und Welt bieten. Friedhöfe strahlen mit ihrer zumeist noch intakten Flora und Fauna (alter Baumbestand, Vögel, Igel, Eichhörnchen etc.) das Gefühl einer stillen und stillstehenden Zeit aus und geben dem Besucher das Gefühl der inneren Ruhe und Entspannung mit all seinen positiven Einflüssen auf den Menschen und seine Gesundheit. Wir möchten daher für den Friedhof in Fechenheim die Anlage und Gestaltung eines Friedfelds bzw. Garten der Erinnerung als Parkanlage im öffentlichen Raum initiieren.“

Was ist denn überhaupt ein „Friedfeld“?

Ein Friedfeld – in der Friedhofsgärtnerfachsprache ein „dauergrabgepflegtes Gemeinschaftsgrabfeld“ – ist eine gärtnerisch gestaltete Anlage, die verschiedene Grabformen wie Urnenwahl- und -reihengrab oder Erdbestattungsgräber integriert. Es kann einzelne oder gemeinsame in die Gartenlandschaft eingebundene Grabsteine geben, aber keine anonymen Gräber. Die Anlage wird von einem Landschaftsarchitekten entworfen. Die Bepflanzung und die Pflege nach Plan wird in der Regel von lokalen Friedhofsgärtnereinen übernommen, so Matthias Hittel, Geschäftsführer der Genossenschaft der Friedhofsgärtner Frankfurt. Die Ausgestaltung der einzelnen Friedfelder kann deshalb durchaus unterschiedlich ausfallen und ist nicht zuletzt abhängig von den örtlichen Gegebenheiten. Einen guten Überblick über unterschiedliche Friedfelder in Deutschland bekommt man auf der Internetseite www.ruhestaettenonline.de

Die Bestattung auf einem Friedfeld eignet sich für Menschen, die sicher gehen wollen, im Laufe des Nutzungsrecht von 25 Jahren an einem schön gestalteten, gepflegten Gedenkort beerdigt zu sein und mit dieser Pflege keine Nachfahren zu belasten.

„Die Beisetzung in einem Friedfeld ist nur bedingt geeignet für Menschen die einen hohen Wert auf eine Individualisierung der Grabstätte legen z.B. durch die Wahl eines eigenen Grabsteins oder individuelle Bepflanzung“, meint Herr Hittel, „diese sind mit einem Dauergrabpflegevertrag bei einer klassischen Grabstätte besser bedient, da die Möglichkeiten einer individuellen Gestaltung der eigenen Grabstätte im Friedfeld eingeschränkter sind als beim klassischen Grab“.

…und was kostet das?

Die Kosten für die gärtnerische Leistung liegen in etwa bei denen einer Dauergrabpflege für ein Einzelgrab, allerdings sind die Kosten für den Grabstein schon in den Kosten enthalten. Ein Friedfeld Urnenwahlgrab auf dem Bornheimer Friedhof kostet 3.998,40 Euro (=160,-€/Jahr). Außer in Bornheim gibt es bisher in Frankfurt Friedfelder nur auf dem Hauptfriedhof und in Niedereschbach. Ein weiteres Friedfeld wird gerade für Bonames geplant. Dort hatte sich der Ortsbeirat dafür eingesetzt. 

Vielleicht ist das auch ein Modell für Fechenheim, damit diese Bestattungsmöglichkeit auch bei uns in nicht allzu ferner Zukunft zur Verfügung steht?

Bildnachweis: © mainkur:ier

Eingang zum Friedfeld Bornheim
Eingang zum Friedfeld Bornheim

2 Gedanken zu „Friedfeld für Fechenheim“

  1. Ich finde diese Idee sehr, sehr gut.

    Ob ich persönlich das dann machen würde und in Fechenheim, weiß ich nicht, aber ich fände es gut, diese Option zu haben, da ich schon sehr lange hier lebe.

    Irgendwie müssen diese Dinge auch mit der Zeit gehen (ich sag das mal so) und ich habe genügend Leute gekannt, gerade hier in Fechenheim, die Jahrzehnte alleine gelebt haben, wenig Kontakt zu Angehörigen hatten (oder gar keine mehr hatten) und wir wissen nicht, wo sie nun beerdigt sind.

    Ich selbst gehe sehr oft auf dem Fechenheimer Friedhof spazieren und kann die positiven Empfindungen, die hier genannt wurden, nur teilen.
    Die Natur, die Tiere dort und auch die immer noch nicht geringe Verbundenheit mit etlichen Menschen, die dort beerdigt sind, ist mir wichtig und erfüllt mich mit Ruhe, obendrein erlebt man dort keine Menschenansammlung wie am Main.

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  2. Mir liegt der Fechenheimer Friedhof sehr am Herzen. Er begleitet mich seit meiner Kindheit und auch für unsere Tochter und ganz viele Fechenheimer Kinder ist dies ein Ort, an dem sie gefahrlos ihre ersten Schritte im Leben gehen können. Ich liebe die alten Bäume und die Ruhe, die dieser Ort ausstrahlt und würde mich sehr freuen, wenn sich niemand mehr Sorgen über seine Grabstätte machen müsste. Es gibt bestimmt sehr viele Menschen, die sich für ein Wiesengrab entscheiden, da es keine bessere Alternative für sie gibt. Da wäre ein Friedfeld sicher eine schönere und würdevollere Lösung und gleichzeitig eine Bereicherung für den gesamten Friedhof.
    Ich persönlich möchte die Grabpflege meines Vaters nicht missen, denn auch das ist Trauerarbeit und tut der Seele gut.

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