Linneplatz Postkarte

Eine kleine Geschichte zum Namen der Linne

Der “Linneplatz” ist der historische Mittelpunkt des Ortes. Bis 1928 hieß er auf Hochdeutsch „Lindenplatz“, nach der Eingemeindung durch die Stadt Frankfurt „Burglehen“. Der Volksmund nannte ihn und nennt ihn bis heute „Linneplatz“ oder kurz „Linne“. Sehen wir uns diese beiden Bezeichnungen „Linden“ und „Linne“ an, so erkennen wir keinen direkten Zusammenhang, außer der Ähnlichkeit der Worte.

Die Linde war es nicht…

Der Lindenbaum wurde, soweit feststellbar, in keiner Namenswandlung oder Herkunftsform als Linne bezeichnet. Das Wort Linne(n) ist eine ursprünglich niederdeutsche Bezeichnung für Leinen und hat sich durch den Handel bis in unsere Gegend verbreitet. So liegt der Schluss nahe, dass sich hier zwei im Wortklang zwar gleiche, aber von der Aussage her gänzlich unterschiedliche Worte zur Bezeichnung des Platzes parallel bildeten.

Eine Linde hat jedenfalls auf dem Platz nie gestanden. Selbst älteste Fechenheimer konnten sich nicht erinnern. Auch auf dem ältesten bekannten Bild des Platzes ist von einem Baum nichts zu sehen. Nur das Kriegerdenkmal stand einsam auf dem Platz. Es wurde 1905 in die Starkenburger Straße 1 verlegt. 

Burglehen, Aufnahme 1900 mit Kriegerdenkmal

… sondern das Leinen!

Kommen wir auf das Leinen zurück. Ende des 18. Jahrhunderts wurde im heutigen Mainbörnchen, Burglehen 7 im sogenannten „Pfaffenhaus“ – es gehörte dem Kloster Arnsburg – eine Plüschfabrik und Leinenweberei von den Gebrüdern Fröbe betrieben, die dem Platz den Namen gab. Dieser war ein große Bleiche (Rasenfläche) auf der das Leinen mit Hilfe der Sonne gebleicht wurde.

Wenn in Fechenheim Kerb gefeiert wurde oder bei anderen Festen fiel dem Besucher ein Verein besonders auf: „Die Linnebürgermeisterei“. Der Linneplatz und dieser Verein haben rund 150 Jahre gemeinsame Geschichte. In der Vereinschronik finden wir wieder die Kuriosität der beiden Namen „Linde“ und „Linne“ friedlich vereint. Die Mitglieder des Vereins wählten aus ihrer Mitte einen so genannten „Linnebürgermeister“. Mit dieser Bezeichnung wollte man wohl damals den richtigen Bürgermeister auf den Arm nehmen.

Der erste Linnebürgermeister war jedenfalls der Wirt des Gasthauses „Zur Linde“, Jakob Martin Crass. Gewählt wurde er im Jahre 1836. Sinn und Zweck der Linnebürgermeisterei war es, allabendlich nach Feierabend Neuigkeiten und Tagesprobleme zu diskutieren. Man stand oder saß vor dem Hause Lindenplatz Nr. 2. Dieses Treffen hatte eine stark soziale Komponente. Den auswärtigen Arbeitern, allen voran Schiffer und Flößer, die Holz, Salz und andere Waren auf dem Wasserweg von und nach Fechenheim transportierten, wurden hier Schlafstellen vermittelt. Nach dem ersten Weltkrieg änderten sich die Aufgaben des Vereins. Nun sorgte die Linnebürgermeisterei dafür, dass die Fechenheimer Kerb auf dem Linneplatz alljährlich gefeiert wurde.

Alte Postkarte mit dem Namen Lindenplatz
Alte Postkarte mit dem Namen Lindenplatz

Bildnachweis: alle Bilder stammen aus dem Fundus des Heimat- und Geschichtsvereins Fechenheim.

8 Gedanken zu „Eine kleine Geschichte zum Namen der Linne“

      • Ich find dieser Bericht über den Linneplatz klasse. Ich bin ein alter Fechenheimer, habe das nicht gewusst Bin 1936 in Fechenheim Geboren, bin in Fechenheim zur Schule gegangen. Bin in Fechenheim konfermiert worden vom Pfarrer Lerch, habe auch 1957 in der ev Kirche geheiratet. 1956 ging ich nach Offenbach, wegen der Liebe. bin heute noch mit Fechenheim verbunden. Ich bin schon 40 Jahre im RMSV Soli Fechenheim1896 e.V. 1.Vorsitzender. Werde heute noch hellhörig wenn ich etwas von Fechenheim höre oder lese.

  1. Geht mir auch so. Freue mich, solche Artikel, die auch nicht zu lang und damit überschaubar bleiben, zu lesen. Ich bin sehr an der Geschichte meines Wohnortes interessiert, da ich schon 41 Jahre hier wohne und selbst viele Veränderungen erlebt habe.

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