Besondere Heldinnen

An einem sonnigen Frühlingstag bin ich verabredet mit den beiden verantwortlichen Gärtnerinnen Maren Zimmermann und Lea Fleur Sorgler, die im Außengelände des Heinrich-Schleich-Hauses in Fechenheim eine vormals eher öde Wiesenlandschaft innerhalb eines Jahres in ein buntes und vor allen Dingen nahrhaftes Gartengelände verwandelt haben.

Diese Verwandlung ist möglich gemacht worden durch eine bisher einzigartige Zusammenarbeit des Sozialdezernats Frankfurt und dem Verein GemüseheldInnen e. V. Im Rahmen eines vielgestaltigen Förderungsprojektes unter dem Motto „Würde im Alter“ hatte die Sozialdezernentin bei den GemüseheldInnen nachgefragt, ob sie sich vorstellen könnten, ein Außengelände einer noch zu bestimmenden Pflegeeinrichtung in Frankfurt zu gestalten und sowohl gärtnerisch als auch sozial zu betreuen. Sie konnten sich das nicht nur vorstellen, sondern waren begeistert von der Idee.

Nach der Zustimmung des Vereins wurde aus den Frankfurter Pflegeeinrichtungen diejenige ausgesucht, deren Außengelände sich am besten für eine neue Gartenanlage eignen könnte. Den Zuschlag bekam das Fechenheimer Heinrich-Schleich-Haus, das mit ca. 1200 qm Außenfläche mit unterschiedlichen Sonnen- und Schattenbereichen eine Vielfalt an Anbaumöglichkeiten bietet. Außerdem sind hier ausreichend Wasseranschlüsse vorhanden – ein nicht unwichtiges Detail für einen gesunden Garten.

Der Verein GemüseheldInnen e. V. wurde 2019 gegründet mit dem Ziel, gemeinschaftlich zu gärtnern, um eine blühende Stadtlandschaft zu fördern, indem „wir uns wieder mit der Erde verbinden, unsere Wurzeln wiederfinden, und gleichzeitig in einer modernen Großstadt leben“ (Näheres unter https://gemueseheldinnen.de/). Begonnen hat alles mit einem Garten in der Grünen Lunge am Günthersburgpark; heute bewirtschaften die GemüseheldInnen 19 Gärten mit 250 aktiven GärtnerInnen. Alle mit dem Ziel, Frankfurt essbarer zu machen.

Und seit Februar 2023 gehört nun also auch das Gelände des Heinrich-Schleich-Hauses zu diesen besonderen Gärten.

Im Unterschied zu den anderen Gärten, die der Verein bewirtschaftet, handelt es sich hier um ein Projekt, das nicht nur die Nachbarschaft des gesamten Stadtteils zum Mitwirken und Miternten einlädt, sondern auch die Bewohner und Bewohnerinnen der Pflegeeinrichtung aktiv an dem Projekt teilhaben lässt und für mehr Lebensqualität sorgt.

Für das Ziel „Würde im Alter“ sind Lea Fleur Sorgler und Maren Zimmermann eine ideale Besetzung; denn sie bringen nicht nur professionelles Wissen zur Permakultur und achtsamem organischen Gärtnern mit, sondern sind auch beide ausgebildete Therapeutinnen – Lea Fleur ist Gestalttherapeutin, Maren ist Ergotherapeutin. Auf der Basis können sowohl BewohnerInnen als auch BesucherInnen sofort in ein menschliches Wohlfühlklima mit den beiden eintauchen. Sie teilen sich eine Vollzeitstelle, die vom Sozialdezernat zunächst für drei Jahre gefördert wird.

Aber nicht nur der professionelle Hintergrund ist maßgeblich für die freundliche Atmosphäre, die mich bei meinem Besuch empfängt – die beiden sind einfach von Natur aus sympathisch und transportieren ihre Begeisterung für das, was sie tun, praktisch bei jedem Wort, mit jeder Geste. Obwohl ich mich mit Gartenarbeit bisher noch nicht so viel beschäftigt habe, springt ein Funke dieser Begeisterung über. Und ich nehme ganz beglückt ein paar Setzlinge und Samenpäckchen in Empfang, mit der festen Absicht, alles zum Gedeihen meiner neuen Schützlinge zu tun. Bei Bedarf könne ich mich auch an die beiden Expertinnen wenden, sichern sie mir zu meiner Beruhigung zu.

Das Grundkonzept der Permakultur, das im „Pflegegärtchen“ von Maren und Lea Fleur in die Praxis umgesetzt wird, hat sehr viel zu tun mit Respekt vor der Natur und Achtsamkeit im Umgang mit ihr: Es wird beobachtet, was wo wächst – und viele Wildpflanzen dürfen bleiben, wo sie gerade hervorgekommen sind und in Koexistenz mit den eingesäten oder eingepflanzten Kulturpflanzen gedeihen. Denn die meisten sind bekömmliche und gesundheitsfördernde Nahrungsmittel, die nicht automatisch den Kulturpflanzen weichen müssen.

Nur bei Erwähnung der Quecke kommt ein kämpferisches Glitzern in die Augen der beiden Gärtnerinnen. Mit ihrer Pfahlwurzel kann die Quecke jede andere Pflanze durchbohren und verdrängen – deshalb hat man ihr wie vielerorts – auch rund ums Heinrich-Schleich-Haus den Kampf angesagt.

Aber sonst kann hier vieles wachsen an Kräutern, Gemüse, Beeren, Blumen. Es wurden eigens für RollstuhlfahrerInnen Hochbeete angelegt, um allen die Teilhabe an der Gartenarbeit zu ermöglichen. Wer von den BewohnerInnen nicht mehr auf die Gartenfläche kommen kann, hat die Möglichkeit, Pflanzen aus Samen heranzuzüchten oder einfach von den Fenstern aus die Aktivitäten im Gelände und das Wachsen der Pflanzen zu beobachten.

Und an der Ernte haben alle in den Wohngruppen des Hauses Anteil. Und natürlich auch all jene, die im „Pflegegärtchen“ mitarbeiten.

Maren Zimmermann und Lea Fleur Sorgler verstehen das Projekt als ein nachbarschaftliches für ganz Fechenheim. Jede Person, die Freude am Mitarbeiten in der Gartenanlage hat, ist willkommen und zum Mitmachen und natürlich auch Miternten eingeladen – ganz nach dem Motto: mitmachen und miternten.

Natürlich können Interessierte auch einfach mal zu einem ersten Besuch vorbeikommen, um einander kennenzulernen, um zu reden, um auf einer der Bänke zu sitzen oder um sich den ein oder anderen Rat zu holen.

Bei Fragen und Interesse zum Mitmachen steht folgende E-Mail- Adresse zur Verfügung: pflegegaertchen@gemueseheldinnen.de.

Die Lea Fleur Sorgler und Maren Zimmermann sind regelmäßig donnerstags und freitags von 9:00 – 14:30 Uhr anzutreffen.

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