Ausstellung „Planet Fechenheim“ in der Galerie am Bunker zu sehen

Von oben sieht der Hochbunker an der Gründenseestraße durch seinen Turm und den angedeuteten Kreuzgang aus wie eine Kirche. Genau das war auch der Plan des Architekten Adam Heinrich Aßmann, der den Luftschutzbunker im Jahr 1941 gebaut hat: Angreifer aus der Luft sollten den Eindruck haben, dort stünde ein Sakralbau. In der Regel wurden diese nicht beschossen. Mittlerweile hat das stabile und aufwändig gestaltete Bauwerk eine neue Bestimmung: Seit 2019 fungiert es als Wohnhaus mit neun Wohnungen, ist zugleich ein Denkmal und verfügt über eine Galerie mit wechselnden Ausstellungen.

2007 begann der Bund, Deutschlands Bunker zu entwidmen und zu verkaufen. Zehn Jahre später erwarb Dr. Ekkehard Moeser den Bunker an der Gründenseestraße, um dort nach Denkmalschutzvorgaben Wohnraum zu schaffen. Der Bau gestaltete sich überraschend umweltverträglich. „Es musste keinerlei Fläche versiegelt und kein Beton hergestellt werden“, lässt Moeser Revue passieren. Im Gegenteil: Für die Öffnungen in den Wänden seien rund 4000 Tonnen Beton aus dem Gebäude herausgeschnitten worden, die dann für den Straßenbau verwendet wurden. Rund eineinhalb Jahre haben die Aussägearbeiten mit speziellen Diamantsägen in Anspruch genommen. Der Ablauf selbst war überschaubar: Neben den Sägearbeiten musste ein Kran bedient werden, zudem galt es, den Staub mit Wasser abzusprühen und später den Schlamm abzutransportieren. „Insgesamt waren drei Leute an der Baustelle beschäftigt“, sagt Moeser. Die Wandstärke sei eine Herausforderung gewesen, galt es doch eine Dicke von 1,5 Metern für insgesamt 38 Öffnungen zu bezwingen.

Auch der seitliche Anbau wurde verglast. „Ich hatte von Anfang an die Überlegung, diesen Teil als Ausstellungsfläche zu nutzen“, sagt der Bunker-Besitzer. Seit 2019 werden dort Kunstwerke präsentiert, die jederzeit angeschaut werden können. Inzwischen ist die vierte Ausstellung zu sehen. Dabei handelt es sich um die Bilder des pensionierten Polizisten und passionierten Fotografen Jürgen Gries. Aufgrund seiner langjährigen Dienstzeit auf der Fechenheimer Polizeiwache hat er ein gutes Auge für die Besonderheiten des Stadtteils. Und als er vor einiger Zeit Aufnahmen von so genannten Kugelpanoramen gesehen hatte, war er sofort inspiriert. „Damit kann man kleine Orte als eigenständige Planeten zeigen“, erzählt Gries freudestrahlend. Selbst unscheinbare Ecken erscheinen plötzlich in einem anderen Licht, „weil man eine andere Perspektive einnimmt“, erklärt der Hobby-Fotograf und lichtete Orte wie die Haltestelle Hugo-Junkers-Straße, die Cassellabrücke oder auch die Endstation Schießhüttenstraße ab.

Jürgen Gries (links) und Dr. Ekkehard Möser vor der Galerie am Bunker. Bild: © Sybille Weiß

Für die Aufnahmen benötigt er neben der Kamera einen Nodalpunktadapter, ein Stativ und eine entsprechende Software. Eine Panoramaaufnahme besteht aus 32 Einzelbildern aus verschiedenen Winkeln aufgenommen. Der Adapter sorgt dafür, dass sich alle Linien korrekt überschneiden. Aus dem 360-Grad-Panorama wird schließlich am Computer eine Kugel generiert. „Planet Fechenheim“ hat Gries die Ausstellung genannt, die unter der Leitung der Journalistin Martina Metzner zuerst im Kunstraum „Kleines Haus“ an der Ankergasse stattfand und nun an der Bunker-Galerie – noch mindestens bis Ostern – zu sehen ist.

Titelbild: © Stadt Frankfurt am Main, Denkmalamt

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