And the winner is … LUCAS Filmfestival in Fechenheim

Beim internationalen Wettbewerb im Rahmen des diesjährigen internationalen LUCAS-Filmfestivals in Frankfurt wurden zwar keine OSCARS vergeben, aber die Stimmung am Abend der Preisverleihung, die am 13. Oktober 2022 stattfand, war mindestens ebenso spannungsgeladen und erwartungsvoll wie die bei der alljährlichen Preisvergabe in Hollywood.  

Mit dabei waren in diesem Jahr Kinder und Jugendliche aus Fechenheim und Bergen-Enkheim, die als Mitglieder der diesjährigen Stadtteiljury den Gewinnerfilm für den Stadtteiljury-Award kürten.

Jährlich werden bei den internationalen Wettbewerben im Rahmen des LUCAS-Filmfestivals in Frankfurt Filme für Kinder und Jugendliche mit Preisen ausgezeichnet. Insgesamt neun Preise in unterschiedlichen Kategorien sowie ein Publikumspreis werden in den Wettbewerben vergeben. Sie werden verliehen in den Sektionen 8+, 13+ und 16+ | Youngsters für Lang- und Kurzfilme; die European Children’s Film Associatian (ECFA) kürt einen Kinderfilm mit dem EFCA Award, einen weiteren Preis verleiht Cinema Without Borders, und das Publikum zeichnet seinen Lieblingsfilm aus. In diesem Jahr standen 21 Langfilm- und 24 Kurzfilmbeiträge als Deutschlandpremieren in den Wettbewerben. Vertreten waren Spiel‑, Dokumentar‑, Animations- und Experimentalfilme.

Welche Filme ausgezeichnet werden, entscheiden die Jurys der einzelnen Sektionen. Die Jurys der Sektionen 8+ und 13+ sind jeweils paritätisch mit SchülerInnen und erwachsenen Branchenprofis besetzt. Im Wettbewerb 16+|Youngsters entscheiden allein Jugendliche aus verschiedenen europäischen Ländern über die Preisvergabe.

Stadtteiljury tagte 2022 in Fechenheim

Auch die Stadtteiljury, die jedes Jahr in einem anderen Frankfurter Stadtteil zusammenkommt, setzt sich allein aus Kindern und Jugendlichen zusammen, die in ihrer Arbeit durch Medienprofis angeleitet und unterstützt werden Den sogenannten Stadtteiljury-Award gibt es erst seit 2021. Er wird in der Kategorie „Kurzfilmwettbewerb“ verliehen. Ermöglicht wird die Arbeit der Jury durch die Förderung der Stiftung Polytechnische Gesellschaft.

Die Idee der Stadtteiljurys ist es, das LUCAS-Filmfestival im gesamten Frankfurter Stadtgebiet bekannter zu machen und möglichst vielen Kindern und Jugendlichen die Gelegenheit zu bieten, aktiv am Festival mitzuwirken, ihre individuellen Blickwinkel und Ansichten einzubringen, Medienkompetenz zu erwerben und die Umsetzung unterschiedlicher Medienformate zu erlernen. In diesem Jahr kam die Stadtteiljury in Fechenheim zusammen. Dafür arbeitete LUCAS mit dem Selbstverwalteten JuZ Fechenheim e. V. und dem Kinder- und Jugendhaus Fechenheim zusammen.

Fünf Kinder und Jugendliche lernten während eines einwöchigen Workshops in den Sommerferien die Aufgaben einer Jury kennen. Geleitet wurde der er durch Simon Schmidt, den Koordinator des DFF (Deutsches Filmmuseum Filminstitut) für Filmvermittlung und Schulkooperationen, und Medienpädagoge Kevin Saukel.

Wie kann man Filme bewerten?

Die Kinder und Jugendlichen lernten, Filme anhand bestimmter Kriterien zu bewerten. Welche Wirkung haben Kameraführung, Schnitt, Musik und Beleuchtung? Wurden diese Mittel so eingesetzt, dass eine passende Atmosphäre erzeugt wird? Wurden die Stilmittel so eingesetzt, dass die Botschaft des Films deutlich oder unterstrichen wurde? Ist die Erzählweise beziehungsweise der Aufbau des Films gelungen? Welche Gefühle werden beim Zuschauer erzeugt mit welchen Mitteln?  Dazu schauten sich die Mitglieder der Stadtteiljury Filme aus dem vorjährigen Festival an und erstellten hierzu ihre eigenen Filmkritiken.

Begeistert waren die Kinder und Jugendlichen insbesondere davon, wie vielfältig Filmkritiken gestaltet werden können. Ob als Comic, Podcast, Videokritik oder Interview – Simon Schmidt und Kevin Saukel vermittelten das Handwerkszeug für die Umsetzung unterschiedlicher Kritikformate in Web 2.0 Formaten und waren ihrerseits überrascht, wie viele Vorkenntnisse einige der Jury-Mitglieder bereits mitbrachten, zum Beispiel bei der Anwendung von Schnittprogrammen.

Die zum Teil „explosiven“ Filmkritiken, die die Mitglieder im Rahmen des Workshops erstellt haben, finden sich unter:

www/lucas-filmfestival.de/stadtteiljury-2021-2022/

Die Arbeit mit der Stadtteiljury habe viel Freude gemacht; darin sind sich Simon Schmidt und Kevin Saukel einig. Es sei schön gewesen, zu erleben, wie gut die Gruppe trotz der Altersunterschiede der Mitglieder zusammengearbeitet und ein Stück weit auch zusammengewachsen sei. Die Älteren hätten sich gut auf die Jüngeren eingelassen und diese mit einbezogen. So habe die Jury in der Festivalwoche trotz der altersbedingt unterschiedlichen Sichtweisen der einzelnen Mitglieder auf die Filme gemeinsam zu ihrer Entscheidung gefunden.

Während der Festivalwoche vom 6. bis 13. Oktober 2022 trafen sich die Mitglieder der Stadtteiljury an drei Tagen, um die Wettbewerbsfilme zu schauen und anschließend zu diskutieren und unter Anwendung ihrer im Sommerworkshop erlernten Kenntnisse zu bewerten. Acht Filme wurden der Stadtteiljury zur Bewertung gezeigt, aus denen sie ihren Gewinnerfilm auswählte.

Der Abend der Entscheidung

Am Abend des 13. Oktober 2022 war es dann endlich so weit. Im Kinosaal des DFF kamen PreiträgerInnen, an der Ausrichtung des Festivals Beteiligte, Jurys und geladene Gäste zur Preisverleihung zusammen. Nach der Begrüßung durch Ellen Harrington, die Direktorin des DFF, und Festivalleiterin Julia Fleißig wurden dem Publikum mit einer kurzen Diashow Eindrücke aus der Festivalwoche präsentiert. Anschließend übergaben die Jurys ihre Preise an die PreisträgerInnen und berichteten, welche Gründe für ihre Entscheidung ausschlaggebend waren.

Die Stadtteiljury vergab ihren Preis an den Kurzfilm „Herr Schnurrs magischer Koffer“, der unter der Regie von Niklas Bauer entstanden ist. Ein Mädchen entdeckt das magische Geheimnis ihres Katers Herr Schnurr, das sich in einem Koffer verbirgt. Zur richtigen Zeit, denn seitdem Oma unglücklich und schlecht gelaunt aus dem Krankenhaus zurückgekehrt ist, sind auch Mamas Nerven angespannt. Da braucht es Magie, um die Dinge wieder ins Lot zu bringen.

Mit einer gelungenen Video-Laudatio würdigte die Stadtteiljury den Gewinnerfilm, wobei die jüngsten Jury-Teilnehmer vor allen Dingen die Katze begeistert hatte, während die Älteren eher den Einsatz der filmischen Stilmittel besonders gelungen fanden.

Den schön gestalteten Preis in Form eines Zauberwürfels überreichte die Stadtteiljury dem Regisseur Niklas Bauer, der sich herzlich für die Auszeichnung bedankte, insbesondere dafür, dass die Katze angemessen gewürdigt wurde: „Wir freuen uns, dass die Katze so gut angekommen ist, weil die Katze besonders viel Arbeit gemacht hat.“  

Die Stadtteiljury sorgte anschließend im Publikum für Gelächter. Gerade wollte Festivalleiterin Julia Fleißig die Jury von der Bühne verabschieden, als Jury-Mitglied Erik sie mit der Frage unterbrach: „Darf ich noch etwas sagen?“ Etwas überrascht aber sehr bereitwillig erteilte Julia Fleißig der Stadtteiljury nochmal das Wort. Das neugierige Publikum erfuhr daraufhin, dass die Jury eine Wette mit ihrem Medienpädagogen Kevin Saukel abgeschlossen hätte. Der hatte zugesagt, den Kindern sein Alter zu verraten, sofern es ihnen gelingen würde, das gesamte Publikum dazu zu motivieren, ihn anzufeuern.

Das Publikum kam der Bitte der Jury um Unterstützung gerne nach. Unter lauten „Kevin, Kevin“-Rufen und rhythmischem Klatschen der Anwesenden versank der Adressat, der erkennbar nicht mit seinem Wettverlust gerechnet hatte, in seinem Sessel, gab aber schließlich nach und sein Alter, 22, preis.

Ein Empfang mit allen Anwesenden im Foyer des DFF im Anschluss an die Preisverleihung bildete den Abschluss des aufregenden Abends. Anlässlich des 45. Jubiläums des LUCAS-Filmfestivals wurde neben Getränken und Canapés eine große Regenbogentorte serviert, die von allen Gästen bestaunt und mit großem Appetit verzehrt wurde.

Die abschließende Frage des Abends an die Stadtteiljury-Mitglieder lautete: „Würdet Ihr im nächsten Jahr wieder mitmachen wollen?“ Das können sich alle fünf Mitglieder vorstellen. Jonas ist sich sicher: „Ich bewerbe mich auf jeden Fall.“

Alle fünf sind sich einig: „Wir hatten viel Spaß untereinander!“

Wer neugierig geworden ist und gerne mehr über das Projekt „Stadtteiljury“ und das LUCAS-Filmfestival erfahren sowie den Gewinnerfilm des Stadtteiljury-Awards und die Video-Laudatio der Stadtteiljury sehen möchte, ist herzlich eingeladen zur Abschlussfeier und Filmvorführung am 11. November um 19:00 Uhr im Kinder- und Jugendhaus Fechenheim, Pfortenstraße 1, 60386 Frankfurt.

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