Gegen die Hilfslosigkeit

Die Nachrichten aus der Ukraine, das Leid der Ukrainerinnen und Ukrainer, die Ungerechtigkeit des Krieges, machen uns in diesen Tagen wütend, fassungslos, ohnmächtig. Wir leiden mit, uns fehlen die Worte und wir haben auch Angst. Und je mehr Nachrichten wir lesen, desto hilfloser fühlen wir uns.

In ihrem Buch „Wie wir die Welt sehen“ erklärt die Journalistin Ronja von Wurmb-Seibel welchen negativen Einfluss bedrückende Nachrichten und Schreckensmeldungen, wenn wir sie täglich konsumieren, auf uns haben. Wir hören tatsächlich auf zu glauben, dass wir etwas gegen die Ungerechtigkeit in dieser Welt tun können, ja dass die Welt überhaupt besser werden kann. In der Psychologie spricht man von ‚erlernter Hilflosigkeit‘. Statt uns für Gerechtigkeit, Frieden und andere Menschen einzusetzen, werden wir untätig: „Was kann ich schon gegen so viel Ungerechtigkeit ausrichten?“, fragen wir uns mutlos.

Aber auch wenn sich das im Moment anders anfühlt: Die Menschheit ist in den letzten Jahrzehnten wichtige Schritte in Richtung mehr Frieden, mehr Gerechtigkeit und mehr Solidarität gegangen. Zahlreiche Studien belegen das. Veränderungen sind möglich. Im Großen und im Kleinen.

Den Blick nach vorne richten

Von Wurmb-Seibel, die selbst zwei Jahre lang in Afghanistan gelebt und aus dem Krieg dort berichtet hat, setzt sich daher ein für Konstruktiven Journalismus. Es ist wichtig, dass wir die Probleme in unserer Welt kennen, schreibt sie, aber dabei sollten wir nicht stehen bleiben. Wir sollten auch versuchen die möglichen Wege aus der Krise zu sehen, die Fortschritte in Richtung mehr Frieden und Gerechtigkeit, die es trotz allem gibt. Und vor allem die Menschen, die sich bereits für eine mögliche Lösung einsetzen.

Denn wenn wir die Geschichten von Menschen lesen, die es geschafft haben, die Welt an einem Ort ein klein wenig besser zu machen, gibt uns das Hoffnung, dass auch wir etwas verändern können, und den Mut, den Blick wieder nach vorne zu richten.

Da, wo wir leben

Wie schaffen wir es, dass wir uns weniger hilflos fühlen? Wie finden wir Lösungen – und wie finden wir zueinander? Diese Fragen beschäftigen uns auch im mainkur:ier. Und es macht uns Mut zu sehen und darüber zu berichten, wie die Menschen hier im Stadtteil sich füreinander engagieren, wie sie ihren unmittelbaren Lebensraum gestalten helfen und zum Mitmachen einladen.

Es erinnert uns daran, dass Veränderungen (so klischeehaft das auch klingen mag) immer wieder im Kleinen beginnen. Dass wir auch bei erdrückender globaler Nachrichtenlage etwas tun und zusammenkommen können, genau dort, wo wir leben: in unseren Stadtteilen, Städten, Dörfern.

Wir können etwas tun: Für die Ukrainer:innen, für unsere Mitmenschen und auch für unsere Umwelt. Ob bei Friedensdemonstrationen (oder beim Friedensfeuer), in lokalen Vereinen, im Ehrenamt oder im direkten Umgang mit unseren Nachbar:innen.  

Dazu wollen wir mit den Geschichten, die wir hier erzählen, Mut machen. Und wir wollen Sie einladen, Ihre Geschichte(n) mit uns zu teilen.

 

Hier finden Sie die vorhergehenden Komentare  der Rubrik “In eigener Sache”: