Zunächst warfen die Teilnehmer:innen einen Blick auf die Fechenheimer Skyline vom Arthur-von-Weinberg-Steg aus: Der Stadtteil ist idyllisch am Mainbogen gelegen, markanter Blickpunkt ist ein letzter in den Himmel ragender Schlot der Cassella Farbwerke. Dieses Unternehmen machte Fechenheim um die Jahrhundertwende zu einer der wohlhabendsten Gemeinden im Frankfurter Umkreis. Und von der Industrie zur Kunst waren es dann nur einige wenige Schritte.
Annette Friauf führte bei strahlendem Sonnenschein die Teilnehmer:innen auf einer abwechslungsreichen Tour durch den Stadtteil: Vorbei am Mauergemälde mit Fechenheimer Alltagsszenen des Künstlers Klaus Puth zum Skulpturenpaar „Nixe und Fischer“ der Künstlerin Brigitte Gutwerk auf dem Kleedreieck. Die Teilnehmer:innen erfuhren im Verlauf des Nachmittags, dass sich auch Altglascontainer als Leinwand nutzen lassen, erhielten zahlreiche kulinarische Tipps entlang der Einkaufsstraße „Alt-Fechenheim“ und konnten einen ersten Blick auf den neuen geplanten Wolkenkratzer in Frankfurt werfen. Der Entwurf des Architekturbüros Ferdinand Heide wurde für den Millennium Tower ausgewählt, der im Europaviertel entstehen und mit seinen 280 Metern Höhe alle bisherigen Türme Frankfurts überragen wird.
Die Architektur stand dann auch bei den weiteren Stationen im Vordergrund: Das imposante Rathaus mit altem Glanz und Gloria. Die Melanchthonkirche, deren Kirchturm auf einem eigens dafür gebauten Betonsockel neben der Kirche steht. Der alte Luftschutzbunker in der Gründenseestraße: Um nicht Ziel von Fliegerbomben zu werden, baute man ihn so, dass er aus der Luft wie eine Kirche aussah. Inzwischen wurde der Bunker zum Wohnhaus umgebaut und 2019 zum Denkmal des Jahres erklärt. Und wer sich fragt, wie es sich darin wohl leben mag, der findet Einblicke dazu in einem Beitrag vom HR hier. Am seitlichen Arkadenvorbau des Bunkers lassen sich im Vorübergehen wechselnde Ausstellungen betrachten. Derzeit sind Fotos aus der Reihe „Planet Fechenheim“ von Jürgen Gries zu sehen.
Weiter ging es zum Linneplatz, wie er in Fechenheim genannt wird. Der Platz ist offiziell auf den Karten als „Burglehen“ zu finden und von Fachwerkhäusern umsäumt. Hier sonnten sich unter Palmen ungestört ein paar freilaufende braune Hühner, was einige Teilnehmende mehr als erstaunte. Auf diesem idyllischen, zentralen Platz lädt Fechenheim zum Fischerfest und Weihnachtsmarkt ein. Die berühmte Fechenheimer Araberstute Jenny, die Tag für Tag auf den Mainwiesen spazieren geht, war hier nicht anzutreffen, wohl aber ihr Besitzer Werner Weischedel. Er erzählte, dass es Jenny derzeit trotz ihrer Krebserkrankung relativ gut ginge. Und wer Selfies mit Jenny machen wolle, müsse „zu den Wiesen bei den Hochhäusern“. Und mit dem augenzwinkernden Hinweis, dass seine Hühner gezählt seien, verabschiedete er sich.
An dieser Stelle noch ein Hinweis der Redaktion: Die Araberstute Jenny musste am 18. März 2022 als Folge ihrer sich verschlimmernden Tumorerkrankung leider eingeschläfert werden.
Am Leinpfad entlang des Mains ging es vorbei an den Mobiles der Künstlerin Silke Wagner und an einem weiteren Mauergemälde: Guido Zimmermanns großformatiges Bild mit Sport als Sujet. Beide Mauerbilder – Puths Wimmel- und Zimmermanns Sportbild – wurden vom Fechenheimer Verein PolymerFM e.V. initiiert. Sie gehören zum Kunstprojekt „Positivbotschaften in und für Fechenheim, seine Bewohner und Gäste“ für den öffentlichen Raum.
Immer am Main entlang führte dann der Weg zum Fechenheimer Friedhof. Dort betreibt der Verein PolymerFM e.V. seit 2021 den Kulturpavillon mit wechselnden Kunstausstellungen – die letzte Station des Spaziergangs. Das historische Gebäude aus der Spätbiedermeierzeit stand Jahrzehnte leer, bis die Fechenheimer Kunst- und Kulturmanagerin Sabine Lauer 2020 ein Nutzungskonzept entwickelte und der Verein das Gebäude zusammen mit dem Grünflächenamt instand setzte. Seit 2021 wird nun von April bis Oktober in den beiden Räumen Kunst präsentiert.
Die Teilnehmer:innen hatten die Möglichkeit, die Ausstellung zu besuchen und sich mit Sabine Lauer auszutauschen. Sie gab Einblicke in die Umsetzung des Kunstprojekts „Positivbotschaften“ und berichtete über die Erfahrungen mit dem Kulturpavillon.
Weitere Spaziergänge mit Annette Friauf durch Fechenheim sind am 18. April, am 21. Mai und am 23. Juni geplant. Die Anmeldung erfolgt wie immer über die Frankfurter Stadtevents hier.
Verantwortlich i.S.d.P.:
Brigitte Friebertshäuser
Am Fischwehr 3
60386 Frankfurt
kontakt@mainkurier.info
1 Gedanke zu „Kunst und Wolkenkratzer – ein kunterbunter Spaziergang durch Fechenheim“
Danke für diesen wunderbaren Bericht. Bin schon seit 60 Jahren aus Fechenheim weg. Habe mich sehr über diese Informationen aus der Heimat gefreut.