Die Hitzewelle hat Europa im Griff, in Frankreich und Spanien lodern wieder die Flammen und in Hessen wurde am Montag, den 18. Juli die zweithöchste Alarmstufe für Waldbrandgefahr ausgerufen. Vielleicht der richtige Zeitpunkt jemanden vorzustellen, der zusammen mit anderen Ehrenamtlichen nicht nur unseren Stadtteil vor Bränden, Überschwemmungen und anderen Katastrophen schützt.
Moritz Nagel ist Truppführer bei der Freiwilligen Feuerwehr in Fechenheim. Darüber hinaus ist er stellvertretender „Miniwart“, und leitet gemeinsam mit Bastian Hadlich die „Minifeuerwehr“, die jüngste Nachwuchsgruppe der Freiwilligen Feuerwehr für Kinder von 6 bis 10 Jahren. Dort lernen die Kinder das Feuer zu schätzen, aber auch, sich davor zu schützen. Sie erfahren, wie sie im Brandfall den Notruf alarmieren können und sich am besten verhalten. Dazu gibt es jede Menge Spiele und – vor allem jetzt im Sommer – Wasserschlachten mit dem Feuerwehrschlauch.
„Da habe ich selber im Alter von 8 Jahren angefangen“, erinnert sich der gebürtige Fechenheimer lachend, „meine Mutter hatte die Idee, weil mir Feuer damals so viel Respekt eingeflößt hat“. Die Therapie hat blendend eingeschlagen, heute „brennt“ Moritz förmlich für die Einsätze zur Brandbekämpfung. „Bei meinem ersten möglichen größeren Einsatz mit Atemschutzmaske, einem Zimmerbrand, war ich krankgeschrieben. Das ärgert mich heute noch“. Nachdenklich fügt er hinzu: „Man sollte allerdings nie vergessen, dass es immer um Menschenleben geht“.
In der Schule, während seiner Zeit in der Jugendfeuerwehr, sei er oft schräg angeschaut worden wegen seines Engagements, erzählt der frischgebackene Dachdeckergeselle. „Viele Leute denken bei ‚Freiwilliger Feuerwehr‘ immer noch als erstes an Feuerwehrfeste mit Strömen von Bier. Dabei spielt das vor allem in einer städtischen Umgebung gar keine Rolle, jedenfalls nicht mehr als bei jedem anderen Verein auch.“ In einer Stadt wie Frankfurt sind die 28 Stadtteilfeuerwehren mit 900 ehrenamtlichen Feuerwehrleuten fest in den professionellen Brandschutz und die Hilfsleistungen der Berufsfeuerwehr integriert. Es gibt dieselbe Grundausbildung für die Brandbekämpfung und auch die Ausrüstung ist standardisiert, wobei bestimmte Spezialgeräte wie Wärmebildkameras nur der Berufsfeuerwehr vorbehalten sind. „Wenn wir als erste am Brandort sind, was in Fechenheim oft der Fall ist, müssen wir oft blind in die rauchgeschwängerte Wohnung gehen“, seufzt Moritz und beneidet die Kollegen, die mit ihrer Ausrüstung gleich wahrnehmen können, ob und wo sich Menschen im Raum befinden.
Um ab vollendetem 17. Lebensjahr an solchen Einsätzen teilnehmen zu können, müssen die Ehrenamtlichen eine fundierte feuerwehrtechnische Ausbildung durchlaufen, um die vier Grundtätigkeiten der Feuerwehr „Retten, Bergen, Löschen, Schützen“ souverän ausführen zu können.
„Man muss regelmäßig an Übungen teilnehmen, um fit zu bleiben und Kenntnisse aufzufrischen. Dafür nutzen wir, wie die Berufsfeuerwehr auch, das „FRTC“, also das Feuerwehr- und Rettungstrainingscenter der Stadt Frankfurt. Dort gibt es unter anderem die Simulation eines U-Bahntunnels, in dem die Abläufe im Katastrophenfall geübt werden“, erzählt Moritz Nagel stolz. Klingt irgendwie gar nicht uncool.
Man muss weder über Superkräfte verfügen noch außergewöhnlich sportlich sein, um Menschen Hilfe in Notsituationen zu leisten. Beim Eintritt in eine Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr wird eine arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchung durchgeführt, bei der unter anderem Hör- und Sehstärke sowie die Gesundheit der Organe, des Herz-Kreislauf-Systems und des gesamten Bewegungsapparats getestet werden. „Um mit einem Atemschutzgerät ins Feuer zu gehen“, wie Moritz es nennt, müsse man sich in dreijährigen Abständen noch zusätzlichen Tests unterziehen, wie einem Belastungs-EKG in voller Feuerwehrmontur. Dies sei aber keine Voraussetzung, um Feuerwehrfrau oder Feuerwehrmann zu werden. Auch außerhalb des unmittelbaren Brandortes gebe es genug andere wichtige Aufgaben, um die Kollegen am Einsatzort zu unterstützen, wie Verletzte zu versorgen und Schlauchleitungen zu legen. „Bei meinem ersten großen Einsatz mit 17 hatte ich noch keine Zulassung für das Atemschutzgerät, aber ich war absolut beschäftigt, den Kollegen zu helfen“, macht Moritz Mut.
Zudem ist die Feuerwehr ja nicht nur bei Bränden im Einsatz. Von den 30 Einsätzen, die die Fechenheimer Feuerwehr im Schnitt jährlich absolviert, wird etwas mehr als die Hälfte von Unwettern ausgelöst. Dann geht es meistens darum, vollgelaufene Keller leer zu pumpen oder umgestürzte Bäume und Äste zu entfernen. Auch an den Evakuierungen bei Bombenentschärfungen, die in letzten Jahren in Frankfurt regelmäßig stattfinden, ist die Freiwillige Feuerwehr beteiligt, zuletzt im Juni in der Carl-Benz-Straße. „In diesem Fall waren es nur 10 Häuser, die evakuiert werden mussten. Bei solchen Einsätzen ist unsere Aufgabe oft, Menschen mit Mobilitätseinschränkungen aus ihren Wohnungen herauszuhelfen.“
Zwischen Juni und September sind inzwischen leider auch Einsätze bei Waldbränden die Regel. Zusammen mit der Feuerwehr Oberrad bildet Fechenheim dafür einen gemeinsamen Katastrophenzug. Doch was ist eigentlich die häufigste Brandursache? „Essen auf Herd“ ist die lapidare Antwort des erfahrenen Feuerwehrmannes und so lautet tatsächlich die „Codierung“ eines typischen Küchenbrands in Feuerwehrsprache.
Neben dem Fischerfest am 3. September, bei dem die Fechenheimer Feuerwehr stark vertreten sein wird, wird in diesem Jahr der Umzug in das neue Feuerwehrhaus in der Pfortenstraße ein großes Highlight sein, das im Herbst stattfinden wird. Ein genaues Datum lässt sich noch nicht benennen, da auch diese Baustelle unter den allgegenwärtigen gestörten Lieferketten leidet und auch noch eine Mängelliste abgearbeitet werden muss.
Für die 25-30 aktiven Frauen und Männer wird die größte Verbesserung in den neuen Sanitäranlagen mit Duschen liegen. Heute müssen sie sich auch mit verrußter Kleidung erst nach Hause begeben, um zu duschen. Zudem wird es deutlich mehr Platz für die zwei Großfahrzeuge geben, einen eigenen Schulungsraum sowie einen Gesellschaftsraum und Büros. Der mainkur:ier wird sicher über die Eröffnung berichten.
Warum nimmt er die ganzen Anstrengungen in Kauf, warum opfert er so viel Freizeit für dieses Ehrenamt, fragen wir Moritz.
„Nach fast jedem Einsatz habe ich ein sehr gutes Gefühl, weil ich Menschen helfen konnte. Außerdem schätze ich die gute Kameradschaft. Wir müssen uns zu hundert Prozent vertrauen und das schweißt zusammen
Unter den zwei Corona-Jahren haben die Teams gelitten, weil sie sich nicht mehr treffen und üben konnten. Aber auch in dieser Zeit wurde geholfen. Moritz erzählt, wie Mitglieder der Fechenheimer Feuerwehr im August 2021 in Griechenland bei den großen Waldbränden unterstützt haben und in diesem Juni bei einem Hilfskonvoi in die Ukraine.
Gibt es einen großen Wunsch? „Noch mehr Leute, die mit anpacken“, gibt der engagierte Fechenheimer zurück, ohne lange nachzudenken.
Wer sich für die Arbeit und Aufgaben der Freiwilligen Feuerwehr interessiert, kann sich hier auf der Internetseite der Städtischen Feuerwehr informieren oder direkt auf der Facebookseite unserer Fechenheimer Feuerwehr vor Ort.
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