“Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.” (Erich Kästner)

Müllsammelaktion in Fechenheim

Lange kann ich mich nicht entscheiden, welche Müllsorte mein Favorit in der Kategorie „unterirdisch“ werden wird an diesem warmen, aber leicht regnerischen Herbsttag im Oktober: die hunderte von Zigarettenkippen, die man mit dem Greifer so schlecht zu fassen bekommt?  Die vom Regen durchweichten Papiere, die fest mit dem Asphalt verbacken sind? Die Kaffeeplastikbecher, die anscheinend vorzugsweise in den wenigen Grünstreifen entsorgt werden? Die Verpackungen aller möglichen Pausensnacks?

Eigentlich egal, denn alle diese Zutaten tragen zur Verwahrlosung des Stadtteils bei. Um ein Zeichen dagegen zu setzen, haben sich am heutigen Samstag ungefähr 40 Menschen auf dem Linneplatz zusammengefunden, um sich an der von der Fechenheimerin Gabriele Daniel für den Regionalrat Fechenheim und dem Quartiersmanagement regelmäßig organisierten Müllsammelaktion zu beteiligen.

Kinder übernehmen Verantwortung

Die Hälfte der beeindruckend großen Gruppe sind Kinder, und davon kommen die meisten zusammen mit ihren Betreuern aus der türkischen Gemeinde in der Mittelseestraße. Die Kinder sind schon zum wiederholten Mal dabei und scheinen kaum erwarten zu können, dass es los geht. Sie nehmen sich das Mainufer und den Leinpfad vor, auf dem direkt nach der Aktion wirklich kein Fitzelchen Papier mehr zu finden ist.

Auch junge Familien sind gekommen und neu zugezogene Fechenheimer. Trotz eher negativem Anlass macht es dann auch Spaß, gemeinsam in Gruppen loszuziehen, sich bestimmte Reviere zur Säuberung vorzunehmen und dabei neue Nachbarn kennenzulernen. Am Ende der Aktion treffen sich dann noch alle im Begegnungszentrum auf Kaffee und Kuchen.

Wir haben uns heute zu dritt auf die Starkenburger und die Dieburger Straße konzentriert und zum negativ krönenden Abschluss den Parkplatz am Erdbeerfeld vorgenommen. Die Anzahl der Müllsäcke, die dort zusammenkamen, konnten wir nicht mehr selbst zum Sammelplatz zurückschleppen. Sie wurden später von Gabi Daniel mit dem Auto eingesammelt.

Müll ist gesellig

„Ich verstehe nicht, warum Menschen ihre Umgebung, in der sie doch wohnen, so vermüllen“, seufzt meine Mitsammlerin Carmen. Sie kommt aus einem Dorf, wo es noch üblich ist, jeden Samstag gemeinsam die Straßen zu kehren. Ich denke, es ist zum überwiegenden Teil Gedankenlosigkeit und Unachtsamkeit, dass Menschen ihre Hinterlassenschaften einfach unter sich fallen lassen. Bei Rauchern könnte es sogar der Irrglaube sein, dass sich dieser kleine Stummel schon „irgendwie“ auflöst. Dass jeder weggeworfene Zigarettenstummel ungefähr 40 Liter Grundwasser verseucht, hat sich bei vielen noch nicht herumgesprochen. Bald ist Weihnachten, und es gibt sooo hübsche Taschenaschenbecher zu verschenken….

Eine unangenehme Eigenschaft von Müll ist, dass er ansteckend wirkt. Wo es sowieso schon verdreckt aussieht, sinkt die Hemmschwelle, die eigene Hinterlassenschaft dazuzustellen. „Wie, ist das hier kein Aschenbecher?“ fragt ein junger Mann nicht ganz ernsthaft, als ich eine Baumscheibe mühsam von unzähligen Zigarettenstummeln säubere. Bisher sah es wohl so aus.

Eine gute Nachbarschaft kümmert sich

Die gute Nachricht ist: auch mit gutem Beispiel voranzugehen, kann ansteckend sein. Es ist sehr motivierend, von vielen Passanten zu hören, wie gut sie die Sammelaktion finden. Es gibt in Fechenheim gerade auch auf der sehr frequentierten Langgass (Alt-Fechenheim) immer mehr Geschäftsinhaber und Anwohner, die regelmäßig den Müll vor ihren Häusern und Ladengeschäften wegräumen. Nicht nur Jammern und auf die Stadt warten ist ihr Motto, sondern selber mit anpacken.

Die Müllsammelaktion für Fechenheim hat seit 2015 einmal im Jahr stattgefunden. Seit 2022 soll sie laut Gabi Daniel jetzt einmal im Quartal organisiert werden. Die nächste wird irgendwann im Dezember sein, der Termin wird noch bekannt gegeben.

Vielleicht sind wir dann sogar noch mehr Sammler und kriegen nach und nach den Müll im Stadtteil klein. Warum man sich da reinhängen sollte und „anderer Leute“ Dreck wegmachen?

Na, weil wir hier zu Hause sind.   

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