Die Sprache der Gewalt

Jemand hat am Dienstagvormittag in Fechenheim ein Jagdmesser verloren. In einer außer von einigen Nachbarn und Paketzustellern wenig genutzten Sackgasse.

Am Ende der Sackgasse steht unser Haus. Am linken Flügel des Tors zum Vorgarten hängt seit der Zeit der Bundestagswahl ein Plakat der Frankfurter Initiative AfDnee, die versucht, mit Argumenten mögliche AfD-Wähler davon zu überzeugen, diese Partei nicht zu wählen.

Das Messer lag direkt unter dem Plakat, fast mitten auf dem Zugangsweg. Dahinter geht es nicht weiter, nur in unseren Garten. Hat es jemand weggeworfen, um eine Tatwaffe loszuwerden? Ein Gewalttäter auf der Flucht? Von einem Polizeieinsatz hatten wir an diesem sonnigen Vormittag eigentlich noch nichts bemerkt, außerdem wirkte das Messer eher platziert als weggeworfen.

Will uns also jemand etwas mitteilen? Vielleicht, dass wir mal das Unkraut zwischen unseren Pflastersteinen mit diesem unhandlichen Werkzeug entfernen könnten?

Findet es jemand eine Todesdrohung wert, dass das Plakat darauf hinweist, dass ein Ausstieg aus der EU, wie die AfD ihn vorhat, Millionen von Arbeitsplätzen in Deutschland kosten würde?

Oder beweist der Verlierer der Waffe sogar einen gewissen symbolischen Witz, indem er auf meinen Kommentar in mainkurier drei Tage vorher Bezug nimmt? Ich hatte darauf hingewiesen, dass auch sich bürgerlich gebende Spitzenpolitiker der AfD wie Alice Weidel eine Sprache der Gewalt pflegen („Wir werden sie jagen!“), die in rechtsextremen Kreisen gerne aufgegriffen und in deren Sinn interpretiert wird.

Dann würde dieses Jagdmesser vor unserer Haustür mir leider recht geben.

Wir werden die Antwort auf diese Fragen wohl nicht bekommen, und das ist ja auch der Sinn solcher faschistischer Drohungen. Das Ziel ist, Unsicherheit und Angst zu schüren bei denen, die sich für den Fortbestand der Demokratie und ein Klima der Gemeinschaftlichkeit und Solidarität einsetzen. Viele Lokalpolitiker können ein Lied davon singen, einige haben angesichts der schlimmer werdenden Gewaltdrohungen gegen sie und ihre Familien schon aufgegeben.

So weit sind wir in Fechenheim (noch) nicht! Die überwiegende Mehrheit der Wähler in diesem Stadtteil (85%) hat bei dieser Bundestagswahl die Demokratie gewählt. Es ist jetzt wichtig, dass wir auch außerhalb von aktuellen Wahlen auf mögliche AfD-Wähler zugehen und das Gespräch mit ihnen suchen. Ich bin überzeugt, dass auch dort eine Mehrheit nicht rechtsextrem ist und Gewalt ablehnt.

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