Datum. Covid-19-Fälle insgesamt. Covid-19-Todesfälle. Sieben-Tage-Inzidenz. R-Wert.
Seit über einem Jahr begleiten uns die Corona-Kennzahlen. Viele blicken als erstes nach dem Aufwachen auf das Zahlenorakel, das uns die Zukunft vorhersagt. Auf, zu, drinnen, draußen, Lockdown, Lockerung, …
Die Corona-Mathematik ist kompliziert, abstrakt und scheinbar verhandel- und interpretierbar. 1+1 macht meist nicht 2.
Rechenwege ändern sich.
Grenzwerte vergehen. Werden neu gesetzt, diskutiert, empfohlen, verschoben und verworfen. Statistiken, Modellrechnungen, Szenarien verbreiten Hoffnung und Schrecken.
Entlang der Kennzahlen im Daten-Dschungel, lässt sich leicht vergessen, dass zu jeder Zahl ein Gesicht, ein Schicksal gehört. Wer heute als Erkrankter in die Statistik eingeht, zählt vielleicht in ein paar Wochen zu den Genesenen.
Wie die Zeit für die Betroffenen dazwischen vergeht – symptomlos, mild, schwer im Verlauf, mit und ohne Krankenhausaufenthalt – das geht aus den Zahlen nicht hervor. Angst und Sorge während der Zeit der Erkrankung oder während der Quarantäne lassen sich nur schwer in Worte fassen und nicht mit einer Zahl bemessen. Wie gesund die Genesenen nach der Infektion tatsächlich sind, wird nicht erfasst.
Auch die Trauer hat keine Kennzahl, Trauer um Familienangehörige und Freunde, die verstorben sind – einerlei, ob an oder mit dem Virus. Gemäß dem „Kleine-Welt-Phänomen“ kennt jeder jeden über sieben Ecken – also ist jeder einzelne Verstorbene jedem bekannt. Über die Zahl der Toten von 86.096 in Deutschland und weltweit 3.371.312 kann also nicht einfach drübergelesen werden. Jeder Verstorbene wird schmerzlich vermisst, hinterlässt trauernde Angehörige, Freunde und eine Lücke, die nie wirklich geschlossen werden kann.
Zeiten ändern sich.
Sechs Wochen später sieht die Welt in Deutschland anders aus. Exponentielles Wachstum kehrt sich um in exponentiellen Rückgang der Corona-Fallzahlen. Aufatmen, erstimpfen, durchatmen, zweitimpfen, lockern, weiterimpfen. Und hoffen, dass die Delta-Welle, die da kommt, uns nicht ins Straucheln bringt – denn sie könnte genauso unerwartet, unvermutet und unvorhersehbar kommen wie die vorherigen Wellen. Der Sommer wird schön.
1a) auf der Grundeinheit Eins basierender Mengenbegriff
1b) für eine Zahl (1a) stehende Ziffer, Folge von Ziffern, Zahlzeichen
2) durch ein bestimmtes Zeichen oder eine Kombination von Zeichen darstellbarer abstrakter Begriff, mit dessen Hilfe gerechnet, mathematische Operationen durchgeführt werden können
3) Anzahl, Menge
4) Numerus
Chiffre, Nummer, Zahlzeichen, Ziffer
Dieses Wort gehört zum Wortschatz des Goethe-Zertifikats B1.
Quellen: RKI Dashboard, Corona-WarnApp, Johns Hopkins University, Duden, arXiv.org > physics > arXiv:0803.0939
Verantwortlich i.S.d.P.:
Brigitte Friebertshäuser
Am Fischwehr 3
60386 Frankfurt
kontakt@mainkurier.info