Am Wochenende 11. und 12 Juni fand unter dem Dach der TSG Fechenheim das 9. Festival der Gruppe „Capoeira Sul da Bahia“ statt. Teilnehmer reisten aus ganz Europa an, einige sogar aus Lateinamerika, wie auch ihr brasilianischer Gründer Mestre Railson.
Die Gruppe wurde vor 30 Jahren in Bahia von dem 1967 geborenen Railson Do Carmo Domingues gegründet. Einzelgruppen gibt außerhalb seiner Heimat in 17 Ländern, u. a. in Frankreich, Österreich, Italien, Chile – und eben in Fechenheim. Seit April 2021 leitet Philip Moco Ferreira die Gruppe bei der TSG Fechenheim an, nachdem sie bereits seit 2012 bei einem Offenbacher Verein trainierte, dann aber den Club wechselte.
Ferreira reist viel umher, um die internationalen Gruppen zu kontaktieren. Sehr viele Mitglieder besuchen sich auch gegenseitig auf den Events in aller Welt. So gab es auch an diesem Wochenende bei dem Zusammentreffen eine vielsprachige Mischung. Das Festival fand erstmals in Fechenheim statt und auch die künftigen Festivals sollen hier veranstaltet werden, nachdem die ersten acht Male Offenbach Ort der Wahl war.
Vom Training in der TSG-Halle kommend zog die vielköpfige Gruppe am Sonntagmittag singend und musizierend durch die Pfortenstraße zum Linneplatz, auf dem die erste Roda stattfinden sollte. Dies ist der Kreis, in dem die Capoeira stattzufinden pflegt. 2014 wurde sie in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Capoeira ist die weltweit verbreitetste Variante der Erhaltung der brasilianischen Kultur.
Unter Absingen der Cantigas begannen dann die ersten Kampftänze, begleitet von Berimbau und Perkussionsklängen. „Capoeira ist nicht nur ein Kampftanz, sondern viele Künste in einem“, betont Philip Moco Ferreira. Neben Tanz und Kampf werden auch die brasilianische Sprache, Musik und Akrobatik erlernt. „Tanz ist meist choreographiert, Capoeira ist spontane Reaktion auf Bewegung des Gegenübers“, so der Trainer der TSG-Gruppe. Alle im Kreis klatschen und singen mit, und nach und nach gehen alle mindestens einmal ins Zentrum, um einen Gegner herauszufordern. Doch in dieser Sportart wird für einen Kampf der Begriff „Spiel“ verwendet, denn die beiden Kombattanten umkreisen einander, ohne sich zu treffen.
Die Musikinstrumente und der Gesang gehören für alle Capoeiristas zum Training. „Wer gerne und regelmäßig übt, hat auch Spaß daran“, findet die Fechenheimerin Anna Machleid. „Und wenn du Spaß dran hast, ist es gar nicht so schwer“.
Derzeit gibt es etwa 30 Mitglieder in Fechenheim, davon 20 Kinder. Zuwachs ist sehr willkommen, insbesondere Erwachsene sollten es mehr sein. Mindestalter ist 4 Jahre, nach oben gibt es keine Grenze. Niko ist derzeit mit 5 Jahren das jüngste Mitglied, Alfons mit Mitte 50 das älteste. Die Teilnehmer kommen aus Fechenheim und Offenbach, aber z. B. auch aus Langen und Hofheim.
Die Erwachsenen trainieren zweimal in der Woche für eine Stunde: Dienstag und Donnerstag ab 19:30. Das Kindertraining findet montags von 18:15 – 19:15 statt. Trainiert wird in der TSG-Halle.
Bilder und Video: Günter Krause-Friebertshäuser
Verantwortlich i.S.d.P.:
Brigitte Friebertshäuser
Am Fischwehr 3
60386 Frankfurt
kontakt@mainkurier.info