5 Jahre Nachhaltiges Gewerbegebiet Fechenheim-Nord/Seckbach

Fechenheim ist Industriestandort – und das ist gut so!

Fechenheim ist traditionell ein Arbeiterstadtteil – und kein altes Fischerdorf, auch wenn das vielleicht für manchen romantischer klingt – und darauf können wir stolz sein. Allen voran die von Leo Gans mitgegründeten Farbwerke Cassella haben den Stadtteil kulturell und architektonisch stark geprägt.
Umso erstaunlicher ist, wie wenig in Fechenheims Wohngebieten über das in direkter Nachbarschaft gelegene älteste zusammenhängende Gewerbegebiet Frankfurts und die dort ansässigen Firmen bekannt ist, es sei denn, es geht um die Belastungen durch die neuen Rechenzentren. Dabei wird hier direkt bei uns um die Ecke ganz praktisch und tatkräftig an den großen Themen der Zukunft gearbeitet: wie kann Produktion klimaneutral werden? Wie sieht ein Arbeitsplatz der Zukunft aus? Wie schaffe ich Mobilität ohne Abgase? Wie kann ich Veränderung sozialverträglich gestalten?

Frankfurts „Bronx“ als „Öko“-Standort?

Als im Jahr 2016 auf Beschluss der Stadtverordnetenversammlung nach einem geeigneten Standort für ein Pilotprojekt „Nachhaltiges Gewerbegebiet“ gesucht wurde, fiel die Wahl auf das Gewerbegebiet Fechenheim-Nord/Seckbach. Es ist eines der größten Gewerbegebiete Frankfurts mit insgesamt 16 000 Beschäftigten, 619 Unternehmen (inklusive Töchter) und 1,822 Mrd. Euro Jahresumsatz. Die Ursprünge des Gebiets stammen vom Anfang des 20. Jahrhunderts, als es über die Osthafenbahn an den erweiterten Frankfurter Osthafen angeschlossen wurde.
Davon erzählt der Zustand der Straßen und auch teilweise der Abflüsse noch heute. Mit dem Niedergang der Schwerindustrie nach dem 2. Weltkrieg wurde das Gebiet lange vernachlässigt und verkam zur ungeliebten Schmuddelecke. Es bedurfte einiger Fantasie, sich hier nachhaltiges Produzieren oder „irgendwas mit Öko“ vorzustellen.

Bildnachweis: alle Bilder c/o „Wirtschaftsförderung Frankfurt GmbH 

Auf der Geburtstagsfeier zum 5. Geburtstag der Standortinitiative am 22. September bei dem Caterer Ketao erinnert sich Ansgar Roese, Abteilungsleiter Stadtentwicklung bei der Wirtschaftsförderung Frankfurt, wie er bei einem der ersten Treffen zwischen Wirtschaftsförderung und ansässigen Unternehmen mit dem Spruch „Willkommen in der Bronx“ begrüßt wurde. Seitdem hat sich viel getan und als perfekte Einstimmung in das Thema „Nachhaltiges Gewerbegebiet“ ist das tolle Standortvideo des Projektes zu empfehlen: hier auf dem YouTube Kanal der Standortinitiative. 

Standort- und Klimaschutzmanagement gemeinsam vor Ort

Im Oktober 2016 bezieht Tobias Löser, der noch immer amtierende und hoch geschätzte Projektleiter für das Pilotprojekt “Nachhaltiges Gewerbegebiet”, das neue Standortbüro im Cassellapark. „Ich kann hier täglich in eine neue Rolle schlüpfen, ob als Feuerwehrmann für dringende Unternehmensfälle, kreativer Kopf für neue Projektideen oder eben als Moderator auf verschiedenen Veranstaltungen“, erzählt er in der Projektbroschüre zum 5. Geburtstag.

2017 besetzte das Energiereferat der Stadt Frankfurt die Stelle einer Klimaschutzmanagerin, die heute Monika Brudler innehat. Gemeinsam mit den Unternehmen vor Ort wurde ein Klimaschutzteilkonzept entwickelt, das Maßnahmen zur Nutzung von Abwärme, zur Schaffung von klimafreundlicher Mobilität, Regenwasserversickerung und den Bau von Photovoltaikanlagen im Rahmen des Projekts „Grünes Kraftwerk“ enthält. Für Unternehmen im Gebiet werden kostenfreie Energieberatungen und Photovoltaik-Checks angeboten.

Ein starkes Team

2018 hat sich die Standortinitiative FFN e.V. (Frankfurter Osten nachhaltig) mit heute 52 Firmen gegründet. Ziel ist, die im Gewerbegebiet tätigen Unternehmen zu vernetzen und gemeinsam mit den Partnern der Wirtschaftsförderung und des Energiereferates Vorstellungen und Ideen für die Weiterentwicklung des Gebietes unter dem Leitmotiv der Nachhaltigkeit zu entwickeln. Dazu gehört gemeinsame Image- und Werbearbeit, Einsatz für den Glasfaserausbau, der bis zum Ende diesen Jahres abgeschlossen sein soll, sowie die Zielsetzung, kontinuierlich den CO2-Ausstoß im Gebiet zu verringern.
Die Vorsitzende der Initiative, Stella Schulz-Nurtsch lobte in Ihrer engagierten Ansprache auf der Geburtstagsfeier den wunderbaren Teamgeist, die gegenseitige Unterstützung und die starke Gemeinschaft.
Von Stephanie Wüst (FDP), der ebenfalls anwesenden neuen Dezernentin für Wirtschaft im Frankfurter Magistrat wünscht sie sich Unterstützung für die konsequente und beschleunigte Bearbeitung der Schwachpunkte im Quartier. Ganz oben auf der Wunschliste: die Sanierung der alten Industriestraßen und die Fertigstellung des Riederwaldtunnels.

Vielfalt statt Einfalt

Beeindruckend ist auch die Vielfalt der Unternehmen, die sich an der Initiative beteiligen:
eine Lehrwerkstatt für Jugendliche, kleine und mittlere Handwerksbetriebe, Metallverarbeitung, Schreinerei, Druckerei, Caterer, Freies Theater, Rechenzentrum, Recyclingbetrieb, ein gemeinnütziger Verein zur Unterstützung von Menschen in seelischen Krisen, Designer und Werber, um nur einige Branchen zu nennen.
Sie eint das Ziel, durch eigene Initiative und gemeinsames Handeln, ihre Unternehmen zukunftssicher zu machen, den Standort durch mehr Grün, moderne Mobilitätskonzepte und Investition in die Infrastruktur für alle dort arbeitenden Menschen attraktiver zu machen und den Klimaabdruck signifikant zu reduzieren.
Der gute „Spirit“ der ca. 50 anwesenden Mitglieder der Standortinitiative auf der Feier war derart ansteckend, dass wir „mainkur:ierer“ uns spontan überlegt haben, zukünftig regelmäßig über die dort ansässigen Firmen zu berichten. Wer nicht bis dahin warten will, dem sei die ebenfalls sehr gut gestaltete Broschüre „5 Jahre Nachhaltiges Gewerbegebiet Fechenheim-Nord/Seckbach“ empfohlen, die kostenfrei bei Bücher vorOrt zu erhalten ist (so lange der Vorrat reicht).

Vielleicht trifft man sich ja auch beim „Rock im Cassellapark“ am 1. Oktober?

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